Al Gores neuer Klimaschutz-Film

"Wir müssen um Trump herumarbeiten"

Ex-US-Vizepräsident Al Gore verlässt nach einem Treffen mit dem damaligen gewählten US-Präsidenten am 5.12.2016 den Trump Tower in New York City.
Ex-US-Vizepräsident Al Gore © picture alliance / dpa / UPI / John Angelillo
Von Dieter Nürnberger · 08.08.2017
Als der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore vor zehn Jahren seinen ersten Dokumentarfilm über den Klimawandel veröffentlichte, war das Medienecho enorm. Nun erscheint die Fortsetzung "Immer noch eine unbequeme Wahrheit", die US-Präsident Trump kritisiert.
"Wo ist die globale Erwärmung? Es ist hier eiskalt", sagt Donald Trump auf einer Veranstaltung. Ein US-Präsident, der den Klimawandel leugnet, dem dazu nichts anderes einfällt als Spott.
Kein Zweifel: Donald Trump spielt eine der Hauptrollen im neuen Film von Al Gore, dem derzeit wohl prominentesten Klimaschützer. Als der ehemalige US-Vizepräsident vor zehn Jahren seinen ersten Film "Eine unbequeme Wahrheit" herausbrachte, war das öffentliche Echo enorm. Bis heute hat der Dokumentarfilm international rund 50 Millionen Dollar eingespielt, er gewann 2007 einen Oscar und Al Gore wurde zusammen mit dem Weltklimarat im gleichen Jahr der Friedensnobelpreis verliehen.
Vieles, was der politische Mahner vor zehn Jahren thematisierte, wurde von den meisten Klimaexperten als richtig anerkannt. Kritik gab es natürlich auch - eine Minderheit der Wissenschaftler mokierte sich über das prognostizierte Tempo des Klimawandels, auch über so manche reißerische Botschaft. Nun also die Fortsetzung: "Immer noch eine unbequeme Wahrheit. Unsere Zeit läuft".
Das Filmplakat zeigt eine Sanduhr: Aus dem oberen Teil rieselt der blaue Planet hinunter in eine düstere und verseuchte, aus dem Gleichgewicht geratene Welt. Und vieles, was vor zehn Jahren noch als übertrieben gebrandmarkt wurde, ist aus heutiger Sicht schon Realität.
"Viele meinten, wir übertreiben. Stürme werden heftiger und immer zerstörerischer. Und laden ihre Wassermassen über den Städten ab. Das ist die Erderwärmung", heißt es in dem Trailer des Films. Als Al Gore heute nach Berlin kam, um den Film zu präsentieren, zeigt er sich dennoch optimistisch.

Erneuerbare Energie als Big Deal

Trotz Donald Trump und dessen inzwischen verkündeten Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen. Er sei besorgt gewesen, dass auch andere Länder folgen könnten. "Dass sie dies als Argument für einen Rückzug beim Klimaschutz nutzen könnten." Doch das Gegenteil sei passiert. "Schon am nächsten Tag kündigte die ganze Welt weitere Anstrengungen an."
Die Dokumentation "Immer noch eine unbequeme Wahrheit" zeigt in fast schon schaurig schönen Bildern die Auswirkungen des Klimawandels. Hollywood lässt zumindest ein wenig grüßen.
Doch beeindruckender ist der Protagonist selbst: Al Gore in Gespräch mit den Mächtigen dieser Welt, mit Politikern und Industriellen, aber auch mit Menschen, für die die ersten Auswirkungen des Klimawandels schon spürbar und erfassbar sind. Hinzu kommen Animationen, Grafiken und Zahlen, die den Klimawandel belegen.
Der heute fast 70-jährige Ex-Politiker ist ein Überzeugungstäter. Einer, der nicht aufgibt. Dinge würden manchmal länger dauern, als man denkt. "Doch dann entwickelt sich alles viel schneller", sagt er. "Das ist mit Mobiltelefonen so passiert, auch mit Flachbildschirmen oder Computerchips. Und das wird auch bei Solar- und Windenergie und anderen Technologien so sein."
Die fortschreitende Technologisierung, allen voran die Digitalisierung, sind für Al Gore auch Chancen. Erneuerbare Energie ein Big Deal, wie der Umweltaktivist sagt. Ein ökologisches Ziel, welches sich auch ökonomisch rechnet.

"Vielleicht können ihn andere überzeugen"

Im Dokumentarfilm trifft Al Gore auch auf Donald Trump. Schade, dass ein so wichtiges Amt, wie das des amerikanischen Präsidenten derzeit nicht für positive Entwicklungen, für Anstöße zu mehr Klimaschutz genutzt werden kann, sagte Al Gore heute in Berlin.
"Vielleicht können ihn andere überzeugen. Mir ist es nicht gelungen. Ich will auch nicht ausschließen, dass wir wieder darüber reden", sagt der im Jahr 2000 unterlegene Präsidentschaftsbewerber. Er setzt weiterhin darauf, dass das Amt, dass das US-amerikanische Regierungssystem Trump zügeln wird - hin zu mehr Realismus. "Vielleicht gibt es ja ungewöhnliche Umstände, die dazu führen. Aber im Moment denke ich, es wäre Zeitverschwendung. Wir müssen sozusagen um ihn herumarbeiten."
(lk)
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