Aktionskunst bei der Fußball-WM

Pussy Riot als Flitzer beim Endspiel - eine gute Idee?

Ein Ordner rennt zwei als Polizisten verkleideten Flitzern beim Fußball-WM-Finale in Moskau hinterher.
Zwei als Polizisten verkleidete Flitzer beim Fußball-WM-Finale in Moskau. Später bekannte sich die Politgruppe "Pussy Riot" zu der Aktion. © picture alliance/dpa
Conny Runner im Gespräch mit Shanli Anwar · 16.07.2018
Vier als Polizisten verkleidete Flitzer beim WM-Endspiel in Moskau - das ist die jüngste Aktion der Politpunks von "Pussy Riot". Conny Runner vom deutschen Künstlerkollektiv "Peng!" findet sie "großartig". Er wünscht sich auch für Deutschland mehr solche Aktionen.
Echte Polizisten ziehen verkleidete Polizisten an Armen und Beinen vom Spielfeld - auf den ersten Blick mutete die Protestaktion von "Pussy Riot" beim Finale der Fußball-WM grotesk an. Sie waren als sogenannte Flitzer auf das Spielfeld gelaufen, um Aufmerksamkeit für ihr Anliegen zu erregen.
Conny Runner vom Künstlerkollektiv "Peng" findet die Aktion rundum gelungen. "Es war nicht nur eine gute Idee, es war notwendig", betonte er im Deutschlandfunk Kultur. "Ein Land, in dem man eine Fußball-WM macht und alles so abgeriegelt wird, dass man bloß nach außen so wirkt, als sei man demokratisch aufgestellt: Da bin ich sehr, sehr froh, dass Pussy Riot sich das getraut hat, dass sie den Mut hatten und dass sie da losgerannt sind. Und abgesehen davon fand ich die ganze Aktion großartig."

Der irdische und der himmlische Polizist

Runner begrüßte außerdem die politischen Forderungen, die Pussy Riot nach der Aktion im Internet veröffentlichte. Darunter auch die poetische Forderung, aus "irdischen Polizisten" andere, nämlich "himmlische Polizisten" zu machen - eine Anspielung auf den Dichter Dmitri Alexandrowitsch Prigow, der in einer unvollendeten Trilogie auf den irdischen und den himmlischen Polizisten verwiesen habe: "Die sagen, jetzt gerade wird der himmlische Polizist dargestellt. Alle sind fröhlich, alle dürfen grölen, alle dürfen Fußball." Wohingegegen die "irdischen", also die tatsächlichen Polizisten in Russland zurzeit anders seien.
Runner wünscht sich überdies, dass auch in Deutschland solche Aktionen stärker vertreten wären:
"Wenn ich auf Deutschland schaue und wir einen Rechtsstaat haben, in dem man Interventionen machen kann, man die Stimme erheben kann. Und trotzdem jetzt – zum Glück – die Seebrückenbewegung sich in Gang setzt und protestiert eben gegen eine Regierung, die Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt." Darüber sei er sehr froh, sagt Runner. "Aber es muss noch mehr passieren."
(uko/abr)
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