Ai Weiwei in Deutschland

"I want to meet with my son here"

Ai Weiwei
Der chinesische Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei (r) am 30.07.2015 nach seiner Ankunft auf dem Flughafen München. © picture alliance / dpa / Foto: Peter Kneffel
Von Michael Watzke · 30.07.2015
Der chinesische Künstler Ai Weiwei ist in München gelandet. Zuvor hatten ihm chinesische Behörden seinen eingezogenen Pass wieder ausgehändigt. Ai Weiwei soll an der Berliner Universität der Künste eine dreijährige Gastprofessur übernehmen.
Er fühle sich gut, sehr gut, sagt Ai Weiwei den dreißig wartenden Reportern. Er sei nach München gekommen, um hier seinen Arzt zu treffen. Vor sechs Jahren war der chinesische Künstler im Münchner Klinikum Großhadern am Kopf operiert worden. Nachdem ihn chinesische Sicherheitskräfte bei einer Demonstration niedergeknüppelt hatten.
"I have to see a doctor here. I had an operation here a few years ago. And I want to meet with my son here. I have to find him. Sorry, he is waiting!"

Ai Weis Weis Augen suchen zwischen all den Journalisten nach seinem Sohn. Der sechs Jahre alte Junge lebt mit seiner Mutter in Berlin. Ai Weiwei hat die beiden seit Jahren nicht gesehen. Als der Vater den Sohn endlich entdeckt, strahlen beide. Sie umarmen sich. Für chinesische Verhältnisse eine fast schon überschwängliche, in jedem Fall sehr berührende Begrüßung. Margarethe Bause steht gleich daneben. Die Fraktionsvorsitzende der bayerischen Grünen hatte dem chinesischen Künstler zur Begrüßung in München Blumen überreicht. Bause und Ai Weiwei kennen sich, seit die Politikerin ihn vor drei Monaten bei einer Staatsreise heimlich besuchte.
Weiterreise nach Berlin
Ein paar Tage wohl, dann will Ai Weiwei nach Berlin weiterreisen. Dort ist er Mitglied in der Akademie der Künste und Gastprofessor an der Universität der Künste. Vielleicht werde er auch mal nach London reisen, sagt der 57-Jährige. Wenn ihm die britischen Behörden ein längerfristiges Visum ausstellen. Das hat ihm Großbritannien bisher versagt. Begründung: er habe auf dem Antrag seine kriminelle Vergangenheit verschwiegen. Ein Hohn, wenn man bedenkt, unter welch fadenscheinigem Vorwand die chinesische Justiz den Künstler inhaftierte.
Nun hat Ai Weiwei zumindest seinen roten Reisepass wieder, den er am Flughafen München stolz den Journalisten präsentierte. Mit einem Visum und Stempel der bayerischen Behörden darin.
Die chinesischen Behörden beobachten Ai Weiwei und sein Verhalten in Deutschland genau. Am Flughafen München standen etwas abseits zwei grimmig blickende Männer in dunklen Anzügen. Offensichtlich Chinesen. Wer sie fragte, warum sie hier seien, bekam als schroffe Antwort: No comment.
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