Ahnenforschung

Auf Spurensuche von Oma und Opa

86:03 Minuten
Eine Holzkiste mit vielen, alten Schwarz-Weiß-Fotos.
Uropa oder Ururopa? Ahnenforscherin Andrea Bentschneider empfiehlt, sich von älteren Verwandten erzählen zu lassen, wer auf alten Familienfotos zu sehen ist. © Unsplash / Roman Kraft
Andrea Bentschneider und Thekla Kluttig im Gespräch mit Klaus Pokatzky · 29.12.2018
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Wo stammen unsere Großeltern her? Immer mehr Menschen erforschen ihre Familiengeschichte. Ob im Internet oder in Archiven – Ahnenforschung gleicht oft Detektivarbeit. Experten erklären, was man dabei beachten muss.
"Das Wissen über die eigene Herkunft gibt einem Halt und Identität", sagt die Ahnenforscherin Andrea Bentschneider. Mit ihrer Agentur Beyond History bietet sie Ratsuchenden Hilfe bei der Suche nach ihren familiären Wurzeln. Dies stellt sie immer wieder vor neue Herausforderungen: Manche Interessenten haben bereits erste Stammbaum-Versuche unternommen, andere bringen lediglich alte Fotos oder lückenhafte Aufzeichnungen mit. Ihr Rat: "Ich empfehle jedem, der ein Interesse an der eigenen Familiengeschichte hat, sich mit den älteren Verwandten zu unterhalten und auf der Rückseite von alten Fotos zu notieren, wer die Leute sind. Das ist oft ein wichtiger Anfang für uns."

Detektivische Akribie

Die Arbeit einer Genealogin gleiche oft der einer Detektivin: Andrea Bentschneider recherchiert Originalquellen in Kirchenbüchern, Militärarchiven, Gefängnis- und Adoptionsakten oder Auswandererlisten. Ihre Auftraggeber leben in den USA, in Australien, auch in Japan. Sie möchten mehr über ihre deutschen Vorfahren erfahren, mögliche Erben ermitteln oder benötigen Urkunden, um die deutsche Staatsangehörigkeit zu beantragen. Mitunter stößt sie dabei auch auf dunkle Flecken in der Familiengeschichte, z.B. darauf, dass der Großvater bei der SS war. Dann stelle sich die Frage, wie die Nachfahren damit umgehen und wie tief sie in die Recherche einsteigen wollen.

Spurensuche im Internet und in Archiven

Auch Thekla Kluttig beschäftigt sich mit Ahnenforschung. Die Archivarin ist Referatsleiterin an der Deutschen Zentralstelle für Genealogie im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig. Der Bestand ist deutschlandweit einzigartig: Dort lagern unter anderem die familiengeschichtlichen Sammlungen des Reichssippenamtes, Unterlagen und Nachlässe von genealogischen Vereinen, Familienforschern sowie umfangreiche Kirchenbuch-Einträge. Viele Daten der Zentralstelle sind in dem Online-Portal Family Search der Mormonen abrufbar; mit drei Milliarden Personendaten die größte genealogische Datenbank der Welt.

Laien sollten vorsichtig sein

Thekla Kluttig empfiehlt das Internet als erste Quelle zur Recherche, aber besonders Laien sollten vorsichtig sein: "Man findet im Netz viele personenbezogene Daten, die Menschen zusammengetragen haben, und wo sich Fehler weiterverbreiten. Man kann schnell Fehler machen: Bei Namensgleichheit kann man Vater und Sohn verwechseln, man kann die familiären Zweige verwechseln. Je mehr man sich dadurch von den eigentlichen Quellen wegbewegt, umso schneller kann es passieren, dass die Daten nichts wert sind."

Ihre Mahnung: "Ein bisschen Datenbankabfrage reicht nicht. Das Internet ist super für Leute, die einsteigen wollen. Die entscheidende Schwelle ist die: Bin ich mit den schnell zusammengetragenen Daten zufrieden oder will ich es genauer wissen?"

Ahnenforschung: Auf den Spuren der Vorfahren
Darüber diskutiert Klaus Pokatzky am 28. Dezember von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Andrea Bentschneider und Thekla Kluttig. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen und Fragen stellen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.

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