Agentenserie "Queen Sono"

Die erste Netflix-Serie aus Afrika

10:54 Minuten
Eine schwarze Frau und ein schwarzer Mann in einem Bott gucken auf das Meer.
Steht für ein Afrika abseits der Klischees: Queen Sono (Pearl Thusi), Geheimagentin in der gleichnamitgen Netflix-Serie © Netflix
Mahret Kupka im Gespräch mit Gesa Ufer · 03.03.2020
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"Queen Sono" ist die erste Netflix-Serie, die vom Drehbuch bis zur Produktion in Afrika entstand. Im Mittelpunkt steht eine empowernde und inspirierende Agentinnenfigur, findet die Frankfurter Kuratorin Mahret Kupka.
Die Serie fängt an wie ein klassischer James-Bond-Film: mit einer Verfolgungsjagd. Und auch sonst gebe es einige Parallelen zwischen der neuen Netflix-Serie "Queen Sono" und der 007-Reihe, sagt Mahret Kupka, Kuratorin am Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Immer wieder gebe es Stress mit dem Auftraggeber, etwa weil die Spionin Queen spontan Entscheidungen treffe oder mehr Autos bei ihren Einsätzen zu Schaden kommen als vorgesehen. Doch im Laufe der Zeit werde die Serie "Queen Sono" "immer vielschichtiger und viel komplexer".
Das liege zum einen daran, dass man immer mehr über den Hintergrund der Hauptfigur erfahren würde, sagt Kupka. Queen ist die Tochter einer legendären südafrikanischen Freiheitskämpferin, die umgebracht wurde, als Queen sechs Jahre alt war.
Im Unterschied zu James Bond gebe es zudem viele Frauen in Entscheidungspositionen. Queens Gegenspielerin ist zum Beispiel eine weiße Frau. Auch das Thema Kolonialismus spiele so eine Rolle, sagt Kupka. Queen Sono verkörpere dabei "so ein bisschen den Typ der 'angry black woman'", ihre Wut nutze sie aber "sehr produktiv" für den gesamten afrikanischen Kontinent.

Ein anderes Afrika

Diese erste Netflix-Serienproduktion aus Afrika gemeint gehe in ihrer Machart einen Kompromiss ein, sagt Kupka: Sie sei gleichzeitig für den Kontinent produziert worden – und für ein Netflix-Publikum. Das merke man zum Beispiel beim Tempo und den Dialogen. "Es gibt mit 'Nollywood', also mit der nigerianischen Filmproduktion, ja einen riesigen Produktionsstandort auf dem Kontinent", sagt Kupka.
Dort entstünden vom Low-Budget-Film bis zur hochwertigen Kinoproduktion zahlreiche Filme, die auch ein nigerianisches und afrikanisches Publikum im Blick hätten und dabei eine bestimmte Erzählweise geprägt hätten. Diese Filme seien vor allem sehr dialoglastig, was für westliche Sehgewohnheiten ein bisschen "langatmig" daherkommen könnte.
"Queen Sono" versuche da im Tempo einen Kompromiss. Der mache durchaus Spaß und weite den Blick, weil die Serie an vielen verschiedenen Schauplätzen in Afrika spiele, sagt Kubka: "Man sieht ein Afrika, das nicht so das gängige Afrika ist". Viele Menschen hierzulande seien immer noch überrascht, wenn sie in Afrika moderne Städte mit U-Bahnen sehen würden.
Insgesamt sei "Queen Sono" vor allem wegen ihrer Hauptfigur sehr "empowernd" und "inspirierend".
(sed)

Identitäten (6/7) - Farbe bekennen
Mahret Ifeoma Kupka, 1980 in der Nähe von Frankfurt/Main geboren, beschäftigt sie sich mit der Möglichkeit, die kulturellen Beziehungen zwischen Europa und Afrika postkolonial neu zu ordnen. Anfang des Jahres hat sie für uns das Essay "Farbe bekennen" geschrieben.

Die Autorin und Kuratorin Mahret Ifeoma Kupka
© @CarlOdera
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