Afrikas großartigstes Treffen

Von Wolfgang König · 07.04.2013
Bereits zwei Wochen vor Beginn des Cape Town International Jazz Festivals waren alle Konzertkarten weg. In der südafrikanischen Hafenmetropole kamen am Wochenende nicht nur die Jazzfans im engeren Sinn auf ihre Kosten. Auch Soul, Funk und Weltmusik waren im Angebot.
An diesem Wochenende war es wieder mal soweit: Kapstadt lud zum 14. Mal ein zu Africa's Grandest Gathering, Afrikas großartigster Zusammenkunft, wie sich das Cape Town International Jazz Festival gerne selbst bezeichnet. Der Begriff Jazz wird dabei, wie fast ueberall in Afrika, sehr großzügig ausgelegt. Neben Jazz im engeren Sinne konnte man deshalb gestern und vorgestern auch Soul, Funk, Weltmusik und verschiedene Arten von Dancefloor-tauglichen Sounds erleben.
Trotzdem war kein Mangel an einheimischen und internationalen Jazz-Musikern im Kapstädter Convention Centre zu verzeichnen, wo an den beiden Abenden insgesamt 43 Bands auf fünf Bühnen zu hören waren. Schließlich verfügt die Hafenmetropole Kapstadt über die nach Havanna älteste Jazz-Szene außerhalb der USA und besitzt daher auch ein anspruchsvolles Publikum für diese Musik.

Viele Stars der Jazz- und Weltmusikszene
Und das wollte nicht nur die internationalen Stars sehen wie die Schlagzeug-Legende Jack DeJohnette, den Posaunisten Steve Turre oder den französischen Geiger Jean-Luc Ponty: auch die Lokal-Matadoren konnten nicht über Mangel an Publikums-Zuspruch klagen. Weltmusikfans kamen auf ihre Kosten bei Cheikh Lo aus Senegal, der Saengerin Ceu aus Brasilien und dem kubanischen Buena Vista Social Club mit seiner Frontfrau, der 82-jährigen Omara Portuondo.

Das Publikum vom Cape Town International Jazz Festival kommt schon seit Jahren nur zu etwa 40 Prozent aus der Stadt selber. Die restlichen Besucher stammen aus Gauteng, der Region um Johannesburg und Pretoria, aus anderen Teilen Südafrikas und aus dem Ausland.

Daraus ergeben sich sowohl wirtschaftliche als auch künstlerische Aspekte, wie Südafrikas Kulturminister Paul Mashatile betont:

"Das Kapstädter Jazzfestival ist für Südafrika sehr wichtig. Es bringt Leute aus dem ganzen Land, vom ganzen Kontinent, zusammen und ist kontinuierlich gewachsen. Für uns ist auch gut, dass es die Wirtschaft voranbringt, dass es Jobs schafft. Die Flüge nach Kapstadt sind ausgebucht, Hotels und Restaurants sind alle voll und machen gute Umsätze.

Wir als Regierung Südafrikas unterstützen das Festival aber vor allem, weil es eine hervorragende Möglichkeit für unsere Künstler bietet, gehört zu werden, sich präsentieren zu können und sich weiterzuentwickeln. Wir nutzen das Festival auch für verschiedene Workshops zur Qualifizierung von jungen Musikern und Musikjournalisten. Das Festival ist einfach großartig, und die Menschen lieben es."

Workshops und Veranstaltungen im Rahmenprogramm
Zu den von Minister Mashatile angesprochenen Workshops gehören Veranstaltungen zu Themen wie Kulturjournalismus, Pressefotografie und Musik-Business: Masterclasses, bei denen junge Musiker von den großen Stars lernen können, sowie Shows für Kinder. Zum dritten Mal gab es in diesem Jahr für Musiker zwischen 18 und 25 die Möglichkeit, sich für ein Stipendium an der berühmtesten Jazz-Hochschule überhaupt zu bewerben, am Berklee College of Music in Boston. Die alljährliche Fotoausstellung war dieses Mal Werken des legendaeren Alf Kumalo gewidmet, der ueber ein halbes Jahrhundert hinweg nicht nur politische Bilder machte, sondern auch immer wieder Musiker portraetierte.

Auch wenn es hin und wieder Probleme mit dem Sound gab und nicht alle Teile der Programmgestaltung immer nachvollziehbar waren: Die komplizierte Logistik einer solchen Mammutveranstaltung, wie es das Cape Town International Jazz Festival mit 40.000 Besuchern nun einmal ist, beherrschen die Macher um Festival-Direktor Rashid Lombard inzwischen besser als so manche ihrer Kollegen in Europa. Es gab kaum Verzögerungen im Ablauf, sodass man als auch als Einzelperson durch gut überlegtes Wechseln von Bühne zu Bühne einen großen Teil des Festivals wahrnehmen konnte.

Schon zum wiederholten Mal war Kapstadts Jazzfestival bereits über zwei Wochen vor Beginn ausverkauft. Für alle, die keine Karten mehr bekommen hatten oder sich keine leisten konnten, gab es, wie immer zwei Tage vor Beginn des eigentlichen Festivals, ein Konzert auf dem Greenmarket Square im Herzen der Stadt mit fünf Bands aus dem In- und Ausland.

Partnerfestivals in anderen Ländern Afrikas
Nachdem man in Kapstadt während der ersten fünf Jahre, von 2000 bis 2004 mit dem North Sea Jazz Festival in Rotterdam zusammenarbeitete, um von den holländischen Erfahrungen zu lernen, verläuft der Wissenstransfer inzwischen von Südafrika in andere Länder des Kontinents. Denn die Kapstädter veranstalten mit lokalen Partnern vor Ort Festivals in Mosambik, Angola, Botswana und Nigeria. Für weitere Länder gibt es konkrete Planungen. Und morgen beginnt auch bereits die Arbeit für die 15. Ausgabe vom Cape Town International Jazz Festival im kommenden Jahr. Denn: Nach dem Festival ist vor dem Festival.
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