Afrikanische Kunst

Lübecker Museum erhält wertvolle Schenkung mit Fragezeichen

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Lars Frühsorge, Leiter der Lübecker Völkerkundesammlung, steht mit Mundschutz hinter afrikanischen Skulpturen.
Die Schenkung verändert den Charakter des ganzen Hauses, sagt Direktor Lars Frühsorge - im positiven Sinne. © picture alliance / Markus Scholz
Lars Frühsorge im Gespräch mit Gabi Wuttke · 17.03.2021
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Unverhofft bekommt ein Lübecker Museum eine riesige Sammlung afrikanischer Kunst geschenkt. Neben der Freude bedeute es auch eine Verpflichtung, sagt Museumsdirektor Frühsorge: Die Herkunft aller Stücke muss geklärt werden.
Bernd Muhlack aus Kiel ist als Holzhändler für eine norddeutsche Firma in Westafrika unterwegs. 1960 kauft er das erste Kunstobjekt. Eine kitschige sogenannte "Elefantenbrücke", wie er sagt. Bald konzentriert er sich auf traditionelle Kunst.
Nach jahrzehntelangem Sammeln besitzt Muhlack über 2.600 afrikanische Kunstwerke: Holzskulpturen, Musikinstrumente, Spielzeuge, Metallobjekte wie Zahlungsmittel, Waffen und Goldgewichte, Textilien sowie einige wertvolle Gemälde moderner ostafrikanischer Künstler.
Afrikanische Statuen der Sammlung Muhlack stehen in einem Regal.
Nur ein winziger Ausschnitt aus der Sammlung Mulack.© die LÜBECKER MUSEEN
All das geht nach Muhlacks Tod an die Lübecker Völkerkundesammlung. "Das ist für ein relativ kleines Museum wie das unserige wirklich eine Schenkung, die im positiven Sinne den Charakter des ganzen Hauses verändert", sagt Lars Frühsorge, der Leiter der Sammlung. Die wissenschaftliche Aufarbeitung werde Jahre in Anspruch nehmen.

Wo kommen die Stücke her?

"Aber wir sind gut gewappnet", gibt sich der 41-Jährige optimistisch. "Wir haben eine Doktorandin aus Zentralafrika, wo Herr Muhlack gesammelt hat, die uns die Verbindung nach Afrika herstellt, mit den Museen, mit den Universitäten, sodass wir uns dieser Aufgabe durchaus gewachsen fühlen."
Die Provenienz-Frage stellt sich auch und gerade bei einer Schenkung. Die meisten Stücke sind gut dokumentiert. Bernd Muhlack hat viel bei afrikanischen Händlern gekauft, später dann auch vereinzelt im internationalen Kunsthandel.
"Wenn es Verdachtsfälle gibt, werden wir das natürlich rigoros aufklären bis hin zu möglichen Rückgaben", sagt Lars Frühsorge. Das sei Standard in einem ethnologischen Museum des 21. Jahrhunderts: "Das ist einfach eine Verpflichtung, die man eingeht, wenn man eine so prominente Sammlung übernimmt."

Weder nach Afrika, noch auf den Kunstmarkt

Noch zu seinen Lebzeiten habe Bernd Muhlack überlegt, die Sammlung an afrikanische Museen zu übergeben, berichtet Lars Frühsorge: "Er selbst hat Korruption in den afrikanischen Ländern erlebt. Er hat sich diese Museen sehr kritisch angeschaut, was Sicherheit gegen Einbrüche und was die konservatorischen Bedingungen, also wie gut können Objekte dort aufgestellt und erhalten werden, angeht."
Letztendlich hat sich Mulack gegen die afrikanische Option entschieden. Auch wollte er nicht, dass die Sammlung auf dem europäischen Kunstmarkt zerstreut wird. Sie sollte zusammenbleiben und es sollte ein Museum aus Schleswig-Holstein sein: "Und damit kamen wir dann ins Spiel", erklärt Lars Frühsorge.
(beb)

Die ersten Stücke aus der Sammlung sind ab dem 26.3.2021 in der Ausstellung "Sex und Vorurteil" im St. Annen-Museum in Lübeck zu sehen.

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