AfD-Parteitag in Hannover

Harmonie-Show und ungebetene Gäste

Frauke Petry und Jörg Meuthen, die beiden Parteivorsitzenden der AfD, stehen am 28.11.2015 beim 4. Bundesparteitag der Alternative für Deutschland (AfD) in der Niedersachsenhalle vom HCC in Hannover (Niedersachsen) nach Petrys Rede auf der Bühne.
Frauke Petry und Jörg Meuthen, die beiden Parteivorsitzenden der AfD, beim Bundesparteitag am 28. November 2015 © picture alliance / dpa / Swen Pförtner
Von Daniel Heinrich · 28.11.2015
"Wir sind gekommen um zu bleiben": Das war die Botschaft der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry beim Bundesparteitag in Hannover. Nachdem beim Mitgliederparteitag im Juli die Fetzen flogen, regierte nun demonstrative Harmonie. Doch außerhalb des Saales stießen einige Delegierte auf offene Ablehnung.
Am Freitagabend noch im schicken Abendkleid beim Bundespresseball in Berlin. Nicht einmal zwölf Stunden später steht die AfD-Vorsitzende Frauke Petry am Samstagmittag im grauen Hosenanzug vor den knapp 500 Delegierten im Hannoverschen Kongresszentrum. Sie hält sich nicht lange auf, skizziert gleich zu Beginn wie sie die Partei sieht:
"Deswegen sind wir heute hier. Um Deutschland, unserer Gesellschaft und der gesamten Öffentlichkeit zu zeigen, dass die AfD nie weg war. Dass wir eine Verschnaufpause eingelegt haben, um direkt nach dem Sommer 2015 die Kraft und Innovation dieser Partei wieder in die Öffentlichkeit zu bringen. Das Ergebnis, meine Damen und Herren, sehen Sie in Umfragen, auch wenn es nur Momentaufnahmen sind. Wir wissen: Wir waren nie weg. Wir sind immer noch da. Wir sind gekommen um zu bleiben, weil Deutschland uns braucht meine Damen und Herren."
Das kommt an in der Halle. Wie eigentlich heute vieles ankommt, was da vorne auf der Bühne gesagt wird. Was für eine Harmonie-Show im Vergleich zum Mitgliederparteitag Anfang Juli. In Essen flogen damals die Fetzen, die Partei sagte sich auf dramatische Art und Weise von ihrem Gründer Bernd Lucke los. Der und seine neue Partei Alpha ist und bleibt Gesprächsthema. Nicht immer auf positive Art und Weise. Der Co-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen :
"Die unterlegene Seite verließ die Partei. Ihr Frontmann gründete mit einigen anderen eine neue Partei mit einem, verzeihen Sie mir das, erstaunlich dümmlichen Namen."
"Das geht so nicht weiter"
Delegierte der Partei Alternative für Deutschland (AfD) sitzen in Stuhlreihen und applaudieren. Einige klatschen im Stehen.
Bundesparteitag der Alternative für Deutschland (AfD) am 28.11.2015 in Hannover© dpa / picture alliance / Daniel Heinrich
Große Harmonie nach innen. Die "Feinde" sucht man in Hannover woanders, in den "Altparteien", in der "Lügenpresse". Vor allem die Asylpolitik der Bundeskanzlerin sorgt weiterhin für Emotionen. Ganz vorne dabei bei dieser Debatte: Björn Höcke. Der Fraktionsvorsitzende der AfD Thüringen ist marginalisiert, steht für eine kleine Gruppe - das sagen hier unter der Hand viele. Höcke selbst hält zwar keine Rede, gibt aber am Rande des Parteitags ein Pressestatement nach dem anderen. Und gerade beim Thema Asyl nahm er kein Blatt vor dem Mund:
"Das geht so nicht weiter. Wir werden dieses Jahr zwei Millionen Menschen haben und unterbringen müssen, die über die Grenze gekommen sind. Das können wir auf Dauer nicht verkraften. Wenn wir den Asyl-Orkan jetzt nicht kontrollieren, dann werden wir in eine Phase des Staatsverfalls einmünden."
Hotel cancelte Zimmer von AfD-Delegierten
Wie wenig solche Töne in Hannover verfangen, wurde schon vor dem Parteitag deutlich. Die AfD ist ein nicht unbedingt gern gesehener Gast. Zuerst wurden schon reservierte Zimmer einiger AfD-Delegierter in einem nahe gelegenen Hotel gecancelt. Dann wird draußen vor der Halle auch noch demonstriert.
Demonstranten halten ein Schild der Piraten-Partei mit der Aufschrift "Nazis stoppen - Sei aktiv gegen Rassismus! Immer und Überall!" Im Hintergrund sind zahlreiche weitere Demonstranten unter anderem mit Gewerkschafts- und Regenbogenflaggen zu sehen.
Demonstration gegen den Bundesparteitag der Alternative für Deutschland (AfD) in Hannover am 28.11.2015© Deutschlandradio / Daniel Heinrich
Ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Grünen, Piraten und SPD hatten 5000 Demonstranten angekündigt, zog von der Innenstadt zum Kongresszentrum. Ein großes Polizeiaufgebot sorgt dafür, dass die Demonstranten nicht bis zum Eingang durchkommen können. Eine der Demonstrantinnen fasst die Gefühle vieler zusammen, die hier draußen gegen die Partei demonstrieren:
"Frau Petry, guck dir mal andere Programme an, und guck Dir mal an, ob du nicht als Frau und Politikerin dir noch andere Ziele setzen könntest, die fortschrittlicher sind, die besser in unsere Gesellschaft passen, die zeitgemäß sind und modern und die für Vielfalt und Diversität stehen."

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