Äußerung von Jella Haase zur RAF

"Ein bisschen unglücklich formuliert"

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Die Schauspielerin Jella Haase bei der Premiere des Kinofilms "Bis wir tot sind oder frei" im September 2020 in Hamburg.
In ihrem neuen Film "Bis wir tot sind oder frei" spielt Jella Haase eine rebellische junge Linksaktivistin. Das hat sie veranlasst, sich mit der RAF zu beschäftigen. © imago images / Andre Lenthe
Ebru Taşdemir im Gespräch mit Anke Schaefer · 24.02.2021
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Die taz-Journalistin Ebru Taşdemir versteht die Aufregung über die angeblichen RAF-Sympathien von Jella Haase nicht. Die Schauspielerin habe nur die Notwendigkeit von Kapitalismuskritik zum Ausdruck gebracht. Das werde für die junge Generation wieder wichtig.
Wirbel um die Schauspielerin Jella Haase: In einem Interview mit der "Zeit" distanzierte sie sich zwar von den Gewalttaten der RAF, äußerte aber gleichzeitig Sympathie für deren Grundgedanken, nämlich die Kapitalismuskritik.
"Die RAF hat Menschen umgebracht, dass darf und will ich nicht verharmlosen", so Haase in dem Gespräch. "Aber den Grundgedanken, die Kapitalismuskritik, den teile ich."
Das wiederum wurde von der Zeitung "Die Welt" aufgegriffen. Die damit einfach nur eine Welle gemacht hat, findet Ebru Taşdemir von der "taz". Denn letztlich habe Jella Haase ihre Botschaft wohl einfach nur "ein bisschen unglücklich formuliert". Doch die Idee, dass es Kapitalismuskritik geben sollte, werde für die jüngere Generation wieder zu einem bestimmenden Faktor.
"Ich vermute, das, was sie da sagt, stößt schon bei vielen Jugendlichen [auf Zustimmung, d. Red.], die sich natürlich auch angesichts der drohenden oder schon beginnenden Klimakrise darüber Gedanken machen: Mit diesem Kapitalismus, das kann ja nicht alles gewesen sein und natürlich kann man das alles zurechtstutzen."

Eher ein marxistisches Leitbild als das der RAF

In ihrer Arbeit beschäftige sich Haase gerade mit der RAF. Von diesem Thema sei sie in dem Gespräch sozusagen zur Kapitalismuskritik rübergesprungen, verteidigt Taşdemir die junge Schauspielerin. "Ich würde sagen, das ist eher so ein marxistischer Grundgedanke, den sie da teilt, und nicht unbedingt der der RAF, dass man Menschen umbringen kann für seine Ziele."
(uko)

Ebru Taşdemir studierte Publizistik und Turkologie an der FU Berlin. Sie arbeitet als freie Redakteurin für die "taz" und engagiert sich ehrenamtlich bei den "Neuen Deutschen Medienmacher*innen", einem Zusammenschluss von Journalisten mit internationalen Wurzeln.

Die ganze Sendung "Der Tag mit Ebru Taşdemir" hier zum Nachhören:
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