Adels-Experten Rolf und Adele Seelmann-Eggebert

Ein Leben zwischen Afrika und Europas Hochadel

35:29 Minuten
Rolf Seelmann-Eggebert und seine Tochter Adele stehen eng beieinander und schauen freundlich in die Kamera
Prinz Charles ins Boot geholt: Rolf Seelmann-Eggebert und seine Tochter Adele. © Benne Ochs Photography
Moderation: Ulrike Timm · 15.08.2019
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Immer gut gekleidet, immer pünktlich, immer höflich – das ist Deutschlands bekanntester Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert. Weniger bekannt ist, dass der heute 82-Jährige viele Jahre Afrikakorrespondent war. Mit seiner Tochter Adele hat er jetzt ein Buch geschrieben.
Dass er sich einmal so intensiv mit dem Hochadel Europas beschäftigen würde, das ist Rolf Seelmann-Eggebert nicht in die Wiege gelegt worden. Zwar hatte sein Vater, preußischer Beamter und Anwalt, beruflich Kontakte zu Adeligen, ihn selbst aber interessierte diese Welt als junger Mensch nicht. Bis zur Krönung von Königin Elisabeth II im Jahr 1952: "Meine Mutter hat mich in Hannover mitgeschleppt, um das anzusehen. Am Ende habe ich gewusst, was eine Krönung ist und mich ein bisschen mehr dafür interessiert. Aber der Hauruck-Effekt kam später. "

"Afrika hat mich erreicht wie ein Faustschlag"

Zunächst nämlich wird Seelmann-Eggebert von Afrika angezogen: 1960, im Jahr der Unabhängigkeit vieler afrikanischer Länder, reist er nach Nigeria und erlebt eine fremde, faszinierende Welt. "Afrika hat mich erreicht wie mit einem Faustschlag", sagt er.
1968 wird er dort Korrespondent. Zunächst ist er für 21 Länder zuständig - und dann später, als Fernsehjournalist, für mehr als 50.
Die Anziehungskraft des Kontinents lässt ihn nie wieder los – obwohl er, wie er sagt, seinem Anspruch, unser Afrika-Bild zu verändern, nicht immer gerecht geworden ist. "Es ist mir nicht gelungen, mein Afrikabild so zu verbreiten, dass es das Interesse an diesem Kontinent in Deutschland verändert würde. Ich war acht Jahre in Afrika und keiner hat es richtig mitbekommen." Er aber habe viel gelernt und gehöre zu denen, die Afrika lieben, sagt er.

Türen öffnen, die für andere verschlossen sind

Wenn er enttäuscht worden sei, dann durch die politische Entwicklung mancher Länder, die damals unabhängig wurden. Enttäuscht sei er auch von der Unkenntnis und der Tatenlosigkeit Europas angesichts der Flüchtlingskrise: "Wie christliche Parteien mit ansehen können, was sich gerade auf dem afrikanischen Kontinent abspielt, darüber bin ich immer wieder erschüttert."
Sowohl in Afrika als auch später in Großbritannien sei sein Ziel gewesen, als Journalist Türen zu öffnen, die für andere verschlossen sind. Schon als Jugendlicher hat er eine enge Beziehung zu Großbritannien.
Zur Adelsberichterstattung kommt er aber erst durch einen Fernseh-Vierteiler über das englische Königshaus: "Es ist mir gelungen, Prince Charles mit ins Boot zu holen," erzählt er, "da war dann erstmal eine Tür geöffnet. Danach öffnen sich andere Türen von allein."

Ob die Queen ihn kennt, weiß er nicht

Dennoch sieht er seine Rolle bescheiden: "Ich habe die Queen vielleicht 50 Mal gesehen. Es ist nicht wahrscheinlich, dass sie überhaupt weiß, wer ich bin." Wenn er die Möglichkeit hätte, ihr etwas zu raten, würde er ihr empfehlen, in Sachen Brexit ausnahmsweise doch ein politisches Wort zu sprechen.
Mit seiner Tochter Adele hat Rolf Seelmann-Eggebert nun ein Buch über sein Leben verfasst, in dem beide ihre Erinnerungen an das bewegte Korrespondentenleben austauschen. "In Hütten und Palästen" heißt es.
(AB)

Rolf Seelmann-Eggebert: "In Hütten und Palästen. Ein Reporterleben"
Kösel-Verlag, München 2019
208 Seiten, 20,00 Euro

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