Adelige Partykönigin der Wohltätigkeits-Gala

Ein Porträt von Gerd Brendel · 27.07.2005
Die Plätze auf ihrer Gästeliste sind die begehrtesten, wenn sie ein Firmenjubiläum, eine Filmpremiere oder eine Gala ausrichtet, wollen alle dabei sein. Denn Gräfin Isa von Hardenberg steht im Ruf, die ausgefallensten Partys der Stadt mit dem größten Promi-Anteil zu veranstalten. Sie kennt alle und alle kennen sie.
Stockmann: "Was weiß ich über Frau Hardenberg? Dass sie viele tolle Feste macht, dass sie wahnsinnig engagiert ist. "

Reporter: "Is 'ne sehr resolute Gastgeberin, die weiß, ihre Kontakte spielen zu lassen, aber auch sehr bestimmend sein kann. "

Strieder: "Ausgesprochen erfolgreich, Organisatorin großer Events, hat ein unglaubliches Netzwerk."

Ein Netzwerk, zu dem Jesica Stockmann, der Klatschkolumnist und Ex-Senator Peter Strieder genauso gehören wie eine ehemalige Miss Texas

Shawn Borer-Fielding: " Ich hab ihr mal "Happy Birthday" vorgesungen."

Natürlich kennt auch Shawn Borer-Fielding Gräfin Isa von Hardenberg.

" Sie ist unglaublich, als Rollenmodell wäre sie großartig für mich. Sie ist einfach eine große Dame."

Deren Einladung man nicht einfach so ausschlägt, besonders nicht, wenn Gräfin Hardenberg wie an diesem Abend eine Wohltätigkeits-Gala im Schloss Charlottenburg organisiert. Der gastgebende Verein kümmert sich um Opfer von Internet-Pornographie. Aber die Fotografen und Klatschreporter interessiert das an diesem Abend nur am Rande.

Christiansen: " Die Tasche ist witzig, finde ich, hatte grad nichts anderes, kam vor 'ner halben Stunde aus dem Büro und da wurde sie gegriffen. "

Frau Christiansen, hierher bitte…

Sabine Christiansen und ihre Handtasche werden minutenlang von Blitzlichtern belagert. Gastgeberin Isa von Hardenberg wartet geduldig im Hintergrund, bis sie ihre Freundin begrüßen kann. Sie weiß, die Bildunterschrift in den Klatschgazetten wird den Grund der Gala nennen und Reklame für den guten Zweck machen. Von allen Komplimenten, die sie an diesem Abend von ihren Gästen bekommt, wird die Gräfin dasjenige ihrer Tochter, der Fernsehmoderatorin Tita von Hardenberg, vermutlich am meisten freuen:

"Was sie halt immer hatte, war dieses kämpferische nicht hängen lassen, aktiv angehen. Dieses "dont take no for an answer" hat sie uns als Kind ziemlich gut vorgelebt."

24 Stunden vorher am gleichen Ort:

Hardenberg: "Diese Abstände stimmen noch gar nicht. Manchmal ist es sehr breit, manchmal sind sie sehr eng, und da sind dahinten drei Tische nicht so günstig… Hoffe, dass wir das auf drei reduzieren können, sitzt ja nicht direkt vor der Tür…"

In der Orangerie stehen die Tische noch wild durcheinander. Draußen nieselt es und die Gräfin kämpft mit ein paar negativen Vorzeichen:

"Sie sind ja optimistisch, dass es nicht regnen wird. Es wird nicht regnen – Aber wir haben heimlich auch noch 460 Knirpse. "

Seit 16 Jahren leitet die Gräfin ihre eigene Event-Agentur, seit sie damals mit ihrer Familie von Hamburg nach Berlin zog, wo ihr Mann eine Stelle als Bankvorstand antrat. Aber Partys hat sie schon während ihrer Ausbildung zur Grund- und Realschullehrerin organisiert.

"Ich erinnere mich mehr an die Studentenzeit, da haben wir immer schon versucht, anders zu sein, als die anderen. In Lüneburg haben wir uns einfach zusammen getan mit Freunden und ein Fest gefeiert. Und da haben wir so eine alte historische Bahn ausgegraben und die fuhr dann durch die Felder abends und alle waren so "Frühstück bei Tiffany" angezogen."

Katherine Hepburns Chanel-Kostüm würde ihr noch immer stehen, genauso wie das undurchdringliche Lächeln der Schauspielerin. Das setzt sie auf, wenn sie nicht antworten kann oder will, wie auf Fragen nach der Familie. Mit einer Ausnahme: Von wegen nur die Familie ihres Mannes hätten eine große Geschichte:

"Ich komme ja immerhin aus baltischem Adel. Das ist ja auch was. "

Die geborene Baroness von Hahn schüttelt den Kopf, um gleich darauf wieder in professionelles Schweigen zu fallen. Die größte Event-Panne? Der unangenehmste Partygast?

"Wir nennen keine Namen. "

Natürlich nicht – Verschwiegenheit gehört zum Geschäft. Nur auf die Frage nach dem schönsten Fest antwortet sie sofort:

"Die Hochzeit meiner Tochter natürlich… Wir haben das in Potsdam gefeiert, in diesen wunderschönen neuen Kammern und in der Friedenskirche. Das war natürlich ein rundum schönes Fest. "

Und ein medienwirksames Ereignis, heiratete Tita immerhin einen Großneffen des letzten österreichischen Kaisers.

Zur Charity-Gala im Charlottenburger Schloss ist die Tochter natürlich auch gekommen. Sie ist quasi eine Kundin der ersten Stunde, lange bevor ihre Mutter daran dachte, dass man mit Geburtstagsfeiern auch Geld verdienen kann.

Tita von Hardenberg: " Es gab immer Dinge, die es bei anderen Kindern nicht gab, wir hatten ein Schwimmbad in Hannover und das wurde ausgelassen für die Kinder und dann durfte man da rummatschen und rumsauen, soviel man wollte. "

Eines aber hat sie bei ihrer Mutter nie erlebt:

Tita von Hardenberg: " So 'ne Art Mutter war sie nicht, die stundenlang auf einen gewartet hat und sich dann spielend ins Wohnzimmer gesetzt hat. Sie ist nicht gerade so der gemütliche Typ, der sich vors Sofa kuschelt und dann mal drei Stunden vorm Kamin sich zurückzieht, sie braucht einfach Action. "

Gerade huscht die Gräfin auf einen Neuankömmling zu. Küsschen links, Küsschen rechts, dann geht der Blick besorgt zur Bühne, wo eine junge Pop-Sängerin die Gäste auf den Abend einstimmen soll. Aber kaum einer der Gäste hört zu. Der Geräuschpegel bleibt unvermindert hoch. Da ergreift Gräfin Hardenberg die Initiative und klettert mit ihrem schönsten Hepburn–Lächeln und einem Blumenstrauß auf die Bühne, und verabschiedet die Sängerin - lange vor der geplanten Zugabe.

Die Gäste applaudieren dankbar und strömen zum Aperitif in den Schlossgarten, denn wider Erwarten regnet es nicht - natürlich nicht - hat sie ja selbst gesagt, die Gräfin.