ACHAVA Festspiele Thüringen in Erfurt

100 Jahre Leonard Bernstein - ein Jubiläumskonzert in Psalmen

Am Mikrophon: Stefan Lang · 10.10.2018
Zum 100. Geburtstag von Leonard Bernstein präsentiert der MDR-Rundfunkchor ein Psalmenkonzert im Rahmen des jüdischen Festivals "ACHAVA". Diese Veranstaltungsreihe zeigt: Der Brückenbau zwischen Religionen und Menschen ist mit Musik ganz einfach.
2015 fanden erstmalig die "ACHAVA Festspiele Thüringen" statt, um ein wichtiges Zeichen für Toleranz zu setzen. Das hebräische Wort "ACHAVA" bedeutet Brüderlichkeit - der Respekt gegenüber dem Anderen ist das Ziel. Dabei finden die Festspiele immer an einem anderen Ort statt.
Sicht in das Evangelische Augustinerkloster zu Erfurt
Ort fürs Jubiläumskonzert des Achava Festspiele Thüringen: das Evangelisches Augustinerkloster zu Erfurt© achava-festspiele.de / Toma Babovic
In diesem Jahr trafen sich zahlreiche Künstler in den Erfurter Synagogen und Kirchenräumen für Konzerte, Lesungen, Ausstelllungen, Workshops und Gottesdienste. Deutschlandfunk Kultur war am 29. September mit dabei.

Jüdische Tradition

Das Buch der Psalmen wird von Juden wie Christen gleichermaßen als geistliche Quelle geschätzt. Das hebräische Original der 150 Dank-, Lob- und Bittgebe entstand vermutlich zwischen dem 6. und 3. Jahrhundert vor Christus.
Symbole des Glaubens in der Neuen Synagoge in Erfurt
Psalmen sind seit Jahrtausenden Bestandteil der jüdischen Gebetskultur.© achava-festspiele.de / Matthias Eckert
Von Beginn an fungierten die Psalmen als zentrales Gebet der Juden und wurden sehr früh schon in gesungener Form praktiziert. Damit gelten die Psalmen als Urform des liturgischen Musizierens.

Weitergabe der Gottes-Preisung

Auch das frühe Christentum pflegte diese Tradition. Die Mitglieder der neuen Gemeinde nahmen die Pflicht an, Gott mit Psalmengesängen zu preisen. Damit hatte der musikalische Vortrag der Psalmen auch bei den Christen von Anfang an fundamentale Bedeutung.

Psalmen im Konzert

Die Funktion des Psalmengesangs hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Zu Beginn dienten sie fast ausschließlich der festlichen Gestaltung der Stundengebete. Im Verlauf des 19. und 20. Jahhunderts änderte sich diese Praxis und der Psalm verließ die religiösen Räume. Viele Komponisten vertonten Psalmen nicht mehr vorrangig für die Liturgie, sondern im Stil ihrer Zeit für konzertante Aufführungen. Dabei trafen sie eine ganz individuelle Textauswahl aus den ursprünglichen Quellen.

Brückenschlag mit Bernstein

Leonard Bernstein erhielt 1965 von der Kathedrale im englischen Chichester den Auftrag, für das dortige Kirchenmusik-Festival ein Chorwerk zu schreiben. Dass der Komponist aus einer jüdischen Familie stammte, spielte dabei für keine Seite eine Rolle. Bernstein entschied sich für eine dreiteilige Psalmkompositonen, die im heutigen Konzert aus der Evanglischen Augustinerkriche Erfurt zum Abschluss zu hören ist.
Der Rundfunkchor in der Saison 2018/2019
Der MDR Rundfunkchor ist in ganz Deutschland unterwegs - dieses Mal in Erfurt© MDR-Rundfunkchor / Peter Adamik
Aufzeichnung des Konzertes vom 29. September 2018 ind er Evanglischen Augustinerkriche Erfurt
Antoine Brumel
Lamentations of Jeremiah
Darius Milhaud
Psalm 121 für Männerstimmen op. 72
Felix Mendelssohn Bartholdy
Psalm 2 op. 78 Nr. 1 "Warum toben die Heiden" MWV B 41
Vespergesang op. 121 MWV B 26
Lukas Foss
"De profundis"
"Lamdeni"
Leonard Bernstein
"Chichester Psalms" für gemischten Chor, Knabenstimme, Orgel, Schlagzeug und Harfe
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