Absurde Komödie über Religion in Ägypten

Von Anke Leweke · 12.06.2013
Die Familie des französischen Filmemachers Namir Abdel Messeeh stammt aus Ägypten. Er hat sich dort auf die Spur einer ganz besonderen religiösen Passion begeben. "Die Jungfrau, die Kopten und ich" heißt der so entstandene Dokumentarfilm, der überaus vergnüglich geraten ist.
Zu Beginn des Films stellt sich das "Ich" im Titel vor. Es ist der Regisseur selbst, der Fotos aus dem Familienalbum präsentiert. Seine Eltern sind koptische Christen aus einem Dorf in Ägypten, die schon vor langer Zeit nach Frankreich ausgewandert sind. Hier ist Namir Abdel Messeeh säkular aufgewachsen, während seine Mutter ihren Glauben auch in der neuen Umgebung weiter praktiziert.

Gemeinsam schauen sie sich ein Video an, das sie gerade aus der alten Heimat geschickt bekommen haben. Man sieht Tausende von Menschen dicht gedrängt auf einen Platz, sie warten auf die Erscheinung der Jungfrau Maria.

Seine energische Mutter ist fest davon überzeugt, die Jungfrau zu sehen, während Namir rein gar nichts erkennen kann - deshalb beschließt er, einen Film über dieses Phänomen zu drehen und fährt nach Ägypten. Zunächst erkundet er die Hauptstadt, die wegen des Fastenmonats Ramadan mehr oder weniger still steht.

Man sieht die Halbmonde auf den Moscheen, die Kreuze auf den Kirchen der koptischen Minderheit. Namir schaut sich deren Alltag an, besucht Messen, sieht wie die Menschen ihre Religion leben. Um sich als Gläubige kenntlich zu machen, werden den Kinder an den Unterarmen Kreuze eintätowiert.

Dokumentarfilm und absurde Komödie
Zunächst ist "Die Jungfrau, die Kopten und ich" eine Einführung in den koptischen Glauben, der Regisseur versucht das - wenn auch nicht immer spannungsfreie - Nebeneinander der Christen und Muslime in einem arabischen Land festzuhalten.

Auch um sich vom Islam abzusetzen, gehören für die Kopten Prozessionen und der Marienkult fast zur Tagesordnung. Wie Namir bei seiner Ankunft in seinem Heimatdorf feststellen wird. Mit seinem Film selbst kommt er nicht weiter, die Gläubigen wollen vor der Kamera eines Ungläubigen nicht sprechen, der Produzent bombardiert ihn mit Anrufen und plötzlich kommt seine Mutter angereist und wird die Regie übernehmen.

Nun bekommt dieser persönliche Dokumentarfilm zunehmend den Tonfall einer absurden Komödie. Um das Filmprojekt zu retten, beschließt man, eine eigene Marienerscheinung zu inszenieren.

Die Mutter bittet die Dorfbewohner - ob Kopten oder Muslime - zur Mitarbeit. Ein muslimisches Mädchen soll gar die Rolle der Jungfrau übernehmen. Zwei Religionen vereint vor der Kamera - während dieser Film seine schöne Utopie weiterspinnt, kann sich der Zuschauer im ägyptischen Dorfalltag umschauen, sich einen Überblick über die dortige Stimmung und die sozialen Konflikte verschaffen.

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Der Regisseur von "Die Jungfrau, die Kopten und ich", Namir Abdel Messeeh, im Gespräch mit Joachim Scholl Gespräch als MP3-Audio (MP3-Audio)

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