"Abi-Krieg" in Köln

"Idioten gibt es überall"

Abiturienten stehen am 15.03.2016 in Köln (Nordrhein-Westfalen) vor dem Humboldt-Gymnasium. An Auseinandersetzungen von Abiturienten während der Mottowoche vor den Abi-Prüfungen am Humboldt-Gymnasium sollen laut Polizei rund 200 Schüler beteiligt gewesen
Einer der Schauplätze des Kölner "Abi-Kriegs": das Humboldt-Gymnasium © picture alliance / dpa / Oliver Berg
Klaus Farin im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting · 15.03.2016
Randale, Körperverletzung, Sachbeschädigung - in Köln herrscht "Abi-Krieg". Viele sind besorgt über eine neue Welle der Jugendgewalt. Klaus Farin widerspricht: die heutige Jugend sei "so brav wie keine Generation seit den 50ern". Gewalttätig seien nur wenige.
Seit Tagen tobt in Köln der sogenannten "Abi-Krieg": Rivalisierende Gymnasiastengruppen liefern sich gewalttätige Auseinandersetzungen, bewerfen sich mit Eiern, Farbbeuteln und Wasserbomben. Vermutlich sind aber auch gefährlichere und härtere Geschosse im Spiel, denn am Montagabend werden zwei 18-Jährige schwer verletzt.

Den meisten geht es um Spaß und um die Inszenierung

Der Publizist und Gründer des Archivs der Jugendkulturen, Klaus Farin, will darin dennoch keinen Beginn einer neuen Welle der Jugendgewalt erkennen. Den meisten sei es um Spaß und um eine Inszenierung gegangen. Auch hätten die Schüler selber die Eskalation sofort in den sozialen Netzwerken geahndet. "Selbst Feuerwerkskörper sind ja bei den Schülern sehr verpönt gewesen, das haben die sofort kritisiert."
Für die Eskalation verantwortlich seien einzelne "Idioten", die möglicherweise ein Gewaltproblem hätten und die es unter allen Menschen gebe, meint Farin. "Das kennt man: Bei jedem Schützenfest, bei jeder Kirmes, auch bei jedem Fußballspiel. 90 Prozent der Fußballfans sind absolut friedlich, und dann gibt es einige Idioten, die Stress anfangen, auch im Stadion oder drum herum."

Die mediale Aufmerksamkeit ist größer geworden

Farin zufolge lassen sich die Ereignisse keineswegs auf die Jugend schlechthin übertragen. Im Großen und Ganzen sagten alle Studien, dass wir es heute mit einer Jugendgeneration zu tun hätten, "die so brav ist wie keine Generation mehr seit den 50er-Jahren", betont er.
Neu sei allerdings, dass auch singuläre Vorfälle sofort sehr präsent in den Medien seien. "Die Berichterstattung, die öffentliche Aufmerksamkeit ist eine andere geworden. Ich bin auch sicher, wenn dieser Vorfall nicht in Köln gewesen wäre, wo man sozusagen anknüpfen kann an die Silvesterrandale, sondern irgendwo im Sauerland passiert wäre, hätten wir wahrscheinlich keine Medienberichterstattung dazu gehabt."
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