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#82 Bill Gates war’s! – Warum eskalieren die Verschwörungstheorien?

48:57 Minuten
Besucher des Mardi Gras in New Orleans 1955 mit selbstgebastelten Balaclavas aus Alufolie.
Eine Nebenwirkung der Corona-Pandemie sind die vielen Verschwörungstheorien, die aktuell Aufwind bekommen. © Getty Images / Three Lions
Von Christine Watty und Katrin Rönicke · 07.05.2020
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Wieso finden Verschwörungstheorien gerade so guten Nährboden zum Wachsen vor? Welche Rolle spielen "Hygiene-Demos" und manche Prominente und was kann man tun? Das diskutieren Katharina Nocun, Schlecky Silberstein, Patrick Stegemann und Jan Skudlarek.
Verschwörungstheorien - das kann man momentan in Berichten aus der ganzen Welt lesen - breiten sich genauso pandemisch aus, wie das Coronavirus selbst. Nun sind sie an sich überhaupt nichts Neues, ihre Geschichte ist zurück bis in das 12. Jahrhundert nachvollziehbar. Auch im 20. Jahrhundert, also vor dem Internet und vor Corona, glaubten und verbreiteten die Menschen ziemlich viel Unsinn.

Mit Bildung gegen Fake Facts?

Dennoch geben die "Hygiene-Demos" gegen Corona-Maßnahmen und das Verhalten mancher Promis derzeit Anlass zur Sorge, dass die Verbreitungsgeschwindigkeit von Verschwörungstheorien zugenommen hat. Befeuert durch das Internet, Social Media und Messenger-Gruppen, die zusammen mit der Unsicherheit durch Corona eine unheilige Allianz eingehen.
Da wird spekuliert, woher das Virus wirklich komme (laut einer Studie von "The Atlantic" glauben ein Drittel der 2.023 Befragten US-Bürger*innen, es wäre menschengemacht), oder dass es gar nicht existiere oder gar nicht so gefährlich sei. - Ja, da gibt es auch ein paar Widersprüche innerhalb der Verschwörungs-Szene.
Was tun? Das fragen wir den Comedian Schlecky Silberstein, Autor des Buches "Das Internet muss weg!", und die Bürgerrechtlerin und Grimme-Online-nominierte Podcasterin Katharina Nocun, Autorin von "Fake Facts - Wie Verschwörungstheorien unser Denken bestimmen" (erscheint am 29. Mai). Sie diskutieren miteinander darüber, ob zum Beispiel mehr Bildung eine Lösung für das Problem sein könnte und welche Rolle eigentlich das Geschlecht spielt.

Ziemlich rechte Freunde

Die "Hygiene-Demos" selbst hat sich Patrick Stegemann genauer angesehen, der ist freier Journalist und Co-Autor von "Die rechte Mobilmachung" zusammen mit Sören Musyal. Er besuchte die Demos der Verschwörungstheoretiker und berichtet uns, wie gerade rechtsextreme Weltbilder sich in dieser Szene ihren Weg suchen - und auch bei esoterischen Hippies offenbar Anklang finden.
Der Philosoph Jan Skudlarek schaut mit der Brille des Philosophen auf die Dinge - zum Beispiel in seinem Buch "Wahrheit und Verschwörung", das helfen soll, Sinn von Unsinn zu unterscheiden. Ihn fragen wir, was mit all den Menschen los ist, die tanzend in Berlin Mitte gegen den US-amerikanischen Mäzen Bill Gates, Impfungen oder die Pharma- und Digitalkonzerne oder oder oder... protestieren. Was können wir durch die Betrachtung dieser Dynamiken vielleicht grundsätzliches über den Menschen lernen? Und welche Medizin empfiehlt er inmitten der Verschwörungspandemie?
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