77 Jahre "Unternehmen Barbarossa"

Brauchen wir ein weiteres Denkmal?

Brände und Soldaten der deutschen Wehrmacht kurz nach dem Grenzübertritt auf dem Vormarsch Richtung Osten.
Für die getöteten Sowjetbürger sollte es - vergleichbar mit dem Holocaust-Mahnmal - einen Erinnerungsort geben, sagt Heer. © dpa- Zentralbild
Hannes Heer im Gespräch mit Dieter Kassel · 22.06.2018
Nicht nur einen, sondern zwei Völkermorde hätten die Nationalsozialisten begangen, sagt Hannes Heer. Der an den Bürgern den Sowjetunion habe 28 Millionen Menschenleben gekostet. Dafür brauche es einen zentralen Erinnerungsort, meint der Historiker.
Vor 77 Jahren überfiel die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion und legte damit den Grundstein für das, was der Historiker Hannes Heer den zweiten Völkermord der Nationalsozialisten nennt.
Konservativ gezählt seien von den Deutschen während des Zweiten Weltkriegs 28 Millionen Sowjetbürger getötet worden. "Das sind Rotarmisten, gefangene Rotarmisten, von denen also 3,3 Millionen in den Händen der Wehrmacht umgebracht worden sind. Das sind Zivilisten, die im Rahmen des sogenannten Partisanenkrieges umkamen, oder als Zwangsarbeiter. Und das sind natürlich die bei den militärischen Operationen gefallen sowjetischen Soldaten", so Heer im Deutschlandfunk Kultur. "Das ist eine ungeheure Dimension."

Mehr als nur ein Denk- oder Mahnmal

Während die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden mit dem Holocaust-Mahnmal in Berlin eine würdige Erinnerungsstätte gefunden hätten, sei der Genozid an den Sowjetbürgern "unerinnert in der Form eines Denkmals".
Heer zufolge brauchte es aber dafür einen Erinnerungsort, der mehr ist als nur ein einfaches Denk- oder Mahnmal, sondern "eine Gedenkstätte mit einer Dauerausstellung, die dann aber auch wirklich ein zentraler Ort für Schulklassen, ein zentraler Ort für politische Bildung, ein zentraler Ort auch an Gedenktagen sein würde". Diesen Ort müsse man "in der Größenordnung des Holocaust-Mahnmals" denken, fordert der Historiker.
(uko)
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