75 Jahre Kriegsende

Feldmesse für den Widerstand

Die Frauen des Rundfunkchores in blauen Kleidern stehen mit ihren Kollegen auf einer Empore im Gewandhaus Leipzig.
Deutschlandfunk Kultur kann das Konzert mit dem MDR-Rundfunkchor ermöglichen. © MDR-Rundfunkchor / Andreas Lander
Moderation: Ruth Jarre · 13.03.2020
Als Sonderkonzert im Rahmen der Leipziger Buchmesse war der Abend mit dem MDR-Rundfunkchor und dem MDR Sinfonieorchester geplant. Trotz der Absage der Buchmesse hält man an diesem Programm fest, wenn auch nicht mehr vor Publikum, aber für unsere Hörer.
Aus der Leipziger Nikolaikirche wurde das Konzert kurzfristig in den Orchestersaal des Mitteldeutschen Rundfunks am Augustusplatz verlegt. Ohne Publikum - dafür bleibt die Liveübertragung der geplanten Werke erhalten.
Der Dirigent Philipp Ahmann
Der Dirigent Philipp Ahmann© Andreas Lander / MDR
Bis auf Leoš Janáček erlebten alle Komponisten, deren Werke in diesem Sonderkonzert des MDR-Rundfunkchors (ursprünglich geplant zur Leipziger Buchmesse) aufgeführt werden, den Zweiten Weltkrieg.
Kurz nach dessen Beginn komponierte Bohuslav Martinů seine "Feldmesse": ein trotz seiner schmalen Besetzung eindrucksvolles Werk, das Martinů dem Männerchor und der Musikkapelle eines Freiwilligenkorps des tschechoslowakischen Widerstandes widmete, der an der französischen Front kämpfte.
Der junge Komponist auf einer alten Porträtfotografie.
Benjamin Britten verließ das durch Krieg gebeutelte Europa als junger Mann.© imago images / United Archives International
Der erklärte Pazifist Benjamin Britten hatte sich ebenfalls früh vor dem Krieg in Sicherheit gebracht, kehrte aber 1942 aus den USA nach Großbritannien zurück. Dort komponierte er "The Ballad of Little Musgrave and Lady Barnard" für Richard Wood, der sie 1943 als Gefangener im Konzentrationslager Eichstätt mehrfach aufführte.

Vertreibung und Gefangenschaft

1938 vertonte der estnische Komponist Cyrillus Kreekden 137. Psalm für Männerchor, später bearbeitet für gemischten Chor, "An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten". Der Psalm thematisiert die Vertreibung und Gefangenschaft des Volkes Israel durch König Nebukadnezar in die Babylonische Gefangenschaft.
Deutschland verlassen musste der gebürtige Münchner Paul Frankenburger, studierter Komponist, Dirigent und Pianist, Assistent von Bruno Walter an der Bayerischen Staatsoper in München und später Kapellmeister an der Oper in Augsburg. Im Oktober 1933 emigrierte er nach Palästina, wo er seinen Namen in Paul Ben-Haim (Heinrichs Sohn) änderte. Die Vertonung des 126. Psalms für achtstimmigen Männerchor entstand bereits 1931: "Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlöst, werden wir sein wie die Träumenden". Die Uraufführung fand mit großem Erfolg noch im selben Jahr bei den Nürnberger Sängerwochen statt.
Live aus dem Orchestersaal des MDR Leipzig
Bohuslav Martinů
Feldmesse für Bariton, Männerchor und Orchester
In der Umbaupause spricht Philipp Hoffmeister mit dem neuen Chefdirigenten des MDR-Rundfunkchores Philipp Ahmann über seine Arbeit und das Programm des Abends:
Leoš Janácek
"Veni Sancte Spiritus" JW II/13
"Constitues" JW II/12
"Ave Maria" JW IV/16
Cyrillus Kreek
Psalm 137 ("An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten")
Paul Ben-Haim
Psalm 126 ("Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlöst, so werden wir sein wie die Träumenden")
Benjamin Britten
"The Ballad of Little Musgrave and Lady Barnard"
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