70. Geburtstag von Peter Sloterdijk

    Der öffentliche Philosoph

    Der Autor und Philosoph Peter Sloterdijk (2015)
    Der Autor und Philosoph Peter Sloterdijk © imago/Stephan Wallocha
    26.06.2017
    Er hat mehr als 50 Bücher veröffentlicht, schreibt regelmäßig Gastbeiträge in überregionalen Zeitungen und moderierte zehn Jahre lang das "Philosophische Quartett" im ZDF: Peter Sloterdijk. Der Philosoph und Autor wird heute 70 Jahre alt.
    Peter Sloterdijk ist einer der bekanntesten deutschen Philosophen der Gegenwart. Kein Wunder, denn er ist ein Vielschreiber und bringt sich regelmäßig mit provozierenden Thesen ins Gespräch.
    Seinen Durchbruch hatte der 1947 in Karlsruhe geborene Sloterdijk im Jahr 1983 mit der zweibändigen "Kritik der zynischen Vernunft". Aufsehen erregte Sloterdijk mit der 1999 als Buch erschienenen Rede "Regeln für den Menschenpark". Kritiker warfen ihm damals faschistoide Tendenzen und einen Hang zu Züchtungsideologien vor.
    Als Sloterdijks Opus Magnum gilt die "Sphären"-Trilogie aus den Jahren 1998/1999. Darin untersucht er unter anderem das Phänomen der Globalisierung.

    "Der letzte Phänomenologe"

    Sloterdijk ist unglaublich produktiv, mehr als 50 Bücher hat er veröffentlicht, dazu kommen zahlreiche Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften, sowie zahlreiche Vorträge. "Er schreibt schneller, als man lesen kann", sagt der Kulturjournalist Michael Köhler im Deutschlandfunk Kultur. Er hebt die Bedeutung Sloterdijks als öffentlicher Denker hervor, "der sich traut auch einmal Sachen zu sagen, die kein anderer so sagen würde". Damit habe sich Sloterdijk zwar auch zum "Lieblingsfeind des links-liberalen Feuilletons" gemacht, zugleich aber fruchtbare Debatten angestoßen.

    Kritik an Merkels Flüchtlingspolitik

    2016 kritisierte er in einem Interview mit dem Magazin "Cicero" die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Merkel: "Die deutsche Regierung hat sich in einem Akt des Souveränitätsverzichts der Überrollung preisgegeben", sagte er. Für das Interview wurde er heftig kritisiert, er bediene sich eines Nazi-Jargons und würde rechte Verschwörungstheorien bedienen.
    "Im Augenblick kommen völkerwanderungsartige Verschiebungen in Gang, aus dem Osten, wie aus dem Süden, und die westlichen Wohlstandsgesellschaften haben bisher kein probates Mittel entwickelt, um sich dagegen in angemessener Weise zu Wehr zu setzen. Die Europäer müssen sich über ihre eigene Attraktivität für Flüchtlinge neue Gedanken machen, und da gibt es verschiedene Modelle."
    Man müsse ein "Abwehrsystem" aufrichten, das auch "eine wohltemperierte Grausamkeit" enthalte:
    "Die Europäer definieren sich selber als gutartig und nicht grausam, und es gibt aber auch eine entsprechende Publizistik, die erste Ansätze zu einer defensiveren oder grausameren Grundhaltung sofort als Zivilisationsschande höchster Größenordnung denunzieren."

    Frivoler Roman über ein Forschungsprojekt

    Von 2002 bis 2012 moderierte Sloterdijk zusammen mit Rüdiger Safranski das "Philosophische Quartett" im ZDF.
    2016 erschien sein Roman "Das Schelling-Projekt", der um ein Forschungsprojekt rund um den weiblichen Orgasmus kreist.
    Sloterdijk hat eine Professur für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe inne. Er lebt abwechselnd in Karlsruhe und in der Provence.
    (abu)
    Mehr zum Thema