50 Jahre Led Zeppelin

Rockistische Sexmusik

06:52 Minuten
Ein Schwarz-Weiß-Foto zeigt John Bonham, Robert Plant, Jimi Plant und John Paul Jones von der Band Led Zeppelin
Ein Bild aus den Anfangsjahren: John Bonham, Robert Plant und Jimi Plant von Led Zeppelin © picture alliance / kpa
Von Robert Rotifer · 28.02.2019
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Mit einer Coverversion zum Welterfolg: "Dazed & Confused" stammt eigentlich vom Songwriter Jake Holmes. Doch zum Welthit wurde es in der Coverversion von Led Zeppelin, die damit vor 50 Jahren den Grundstein für ihre Karriere legten.
Zwei Jahre vor dem Debüt von Led Zeppelin. Ihre Vorgängerband The Yardbirds ist gerade auf Tournee durch die USA. Eines Abends in New York hören sie im Vorprogramm zu ihrer Show den Singer-Songwriter Jake Holmes diesen interessanten Song spielen.
"Dazed and Confused", benommen und verwirrt, ein frustriertes Lied über eine manipulative Beziehung, vermengt mit Drogenrauschvokabular, das hatte was. Nach ihrer Rückkehr nach Europa spielten die Yardbirds in einer Radio-Session ihre elektrifizierte Version des Songs.
Doch ihr Gitarrist Jimmy Page hatte mit der Nummer noch viel mehr vor. Als die Yardbirds zerfielen, versammelte er mit Robert Plant und John Bonham von der "Band of Joy" sowie seinem alten Sessionmusikerkollegen John Paul Jones jene Besetzung, die den Sound in seinem Kopf verwirklichen konnte.

"Dazed and Confused" – eine Mördernummer

Jimmy Page ist rückblickend immer noch begeistert von seinem damaligen Plan: Die verschiedenen Passagen, vom Zwischenspiel mit dem Geigenbogen bis zum Bassriff – er habe gewusst, "Dazed and Confused" sei eine Mördernummer. Und wenn er sie mit dieser Band spielte, würde es den Leuten vor Angst die Hosen ausziehen.
Ein Aspekt dieses Angsteinjagens waren aggressiv sexistische Textzeilen. Zum Beispiel jene darüber, dass die Seele der Frau "weiter unten" erschaffen worden sei. Im Gegensatz zur Androgynie der Hippies war die Langhaarigkeit von Led Zeppelin eine ganz andere, zutiefst phallisch besetzte.
Sie imponierte allerdings nicht bloß hormongetriebenen junge Männer, der barbrüstige, blondgelockte Gockel Robert Plant buhlte auch um die Blicke heterosexueller Frauen.

Sexmusik mit tightem Groove

Led Zeppelin machten also offensive Sexmusik, und laut Robert Plant wussten sie auch, wo man sich den dafür nötigen tighten Groove abschauen konnte.

"Wir sahen uns nur selten Rockbands an, aber schwarze Künstler andauernd. Wir gingen als Gruppe geschlossen zu James Brown. Nummern wie ’There Was a Time’ – unglaublich, diese Band, die Rhythmusgruppe!"
James Brown live im Apollo in Harlem, ein Jahr vor dem Led Zeppelin-Debüt. Aber es wäre zu einfach, bloß zu sagen, die weißen Briten hätten alles dem schwarzen Amerika gestohlen. Schließlich war die einzige Plattenfirma, die an Led Zeppelin glaubte, ausgerechnet das New Yorker Soul-Label Atlantic Records, die Heimat von Solomon Burke und Aretha Franklin.

Musikalische Grenzen verschwammen

Dies war genau jener Punkt am Ende der Sixties, an dem es kurz so aussah, also würden die Grenzen zwischen schwarzer und weißer Musik verschwimmen. So sah das auch Robert Plant.

"Es war ein Amalgam quer durch die Kulturen. Ich weiß nicht, was mit dem angelsächsischen weißen Rock passierte, er bog irgendwohin ab."

Allerdings bog er ab, der weiße Rock während der Siebziger, in Richtung Selbstgefälligkeit und Bombast, aber saßen da nicht Led Zeppelin selbst am Steuer? Darüber reden wir dann vielleicht beim nächsten Jubiläum in sieben, acht Jahren zu 50 Jahre Punk.
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