45 Jahre nach Apollo 17

Was fasziniert uns so am Mond?

Der Mond in einer Weltraumaufnahme in einer Totalen.
Wirkt anziehend: Plötzlich wollen wieder alle zum Mond. © Unsplash/Esaias Tan
Thomas Reiter im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 12.12.2017
Donald Trump träumt vom Flug zum Mond und ist damit nicht allein: Auch die Russen und Chinesen wollen hin. Aber warum eigentlich greifen jetzt wieder alle nach dem Mond? Astronaut Thomas Reiter über die faszinierende Wirkung des Erdtrabanten.
Zum Mond also. Diesen Plan hat US-Präsident Donald Trump am Montag im Weißen Haus bekannt gegeben, wenn auch bisher ohne Details zu Zeitpunkt oder Finanzierung. Zum Mond? Ist das nicht irgendwie gestrig, 70er-Jahre-mäßig? Für Thomas Reiter, einen der bekanntesten Astronauten Europas, hat der Erdtrabant kein bisschen an Faszination eingebüßt:
"Zunächst einmal: Man kann auf dem Mond sehr viel über die Geschichte unseres eigenen Planeten und des Sonnensystems lernen. Zweitens gibt es dort oben Ressourcen, Wasservorkommen – man vermutet das zumindest – und drittens kann man von dort aus wunderschön Radio-Astronomie betreiben. Das ist eine hervorragende Plattform für die weitere Erkundung des Weltraums."

"Heute noch Gänsehaut"

Zuletzt gab es in Sachen Mondflug jedoch eine längere Pause. Die letzte Mission, die Apollo 17, war vor 45 Jahren. Da müsse man erst einmal kleine Schritte machen, sagte Thomas Reiter im Deutschlandfunk Kultur. Aber in der zweiten Hälfte des nächsten Jahrzehnts sei durchaus wieder mit Menschen auf dem Mond zu rechnen.
"Wenn Donald Trump sagt, wir wollen dahin, möglichst schnell, und er das Budget der NASA entsprechend erhöht, könnte das natürlich auch vorher stattfinden."
Der ehemalige Raumfahrer Reiter war elf Jahre alt, als Neil Armstrong und Buzz Aldrin als Erste den Mond betreten haben.
"Ich kriege heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, mit eigenen Füßen auf der Oberfläche eines anderen Planeten zu stehen."
Zwar sei die Entfernung des Mondes zur Erde mit 380.000 Kilometern in kosmischen Dimensionen ein Katzensprung, dennoch sei es nicht einfach, zum Mond zu gelangen und sich dort für längere Zeit aufzuhalten – etwa mit einer Station, auf der Menschen permanent leben und arbeiten können.

Der Blick vom Mond als friedensstiftende Maßnahme

Der ESA-Koordinator Reiter hofft im Übrigen auf internationale Zusammenarbeit.
"Wir unterhalten uns schon seit mehreren Jahren darüber, Menschen über den niedrigen Erdorbit hinaus in Richtung Mond zu bringen. Wir sprechen über ein sogenanntes Deep Space Gateway, das wäre eine kleine Zwischenstation, die um den Mond kreist. Von dort aus wäre in zwei Jahrzehnten vielleicht sogar der Sprung zum Mars denkbar."
Aber wie vereinbar sind die Interessen von Europa, China, Russland und den USA?
"Der politische Aspekt der Zusammenarbeit im Weltraum ist gerade in Zeiten wie diesen sehr wichtig. (…) Je mehr Menschen mal von dort oben auf unseren schönen blauen Planeten blicken, desto eher würde es uns gelingen, hier unten miteinander auszukommen."

(llu)
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