30 Jahre Die Prinzen

"Keine roten Linien überschreiten"

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Die Leipziger Band Die Prinzen (Sebastian Krumbiegel, Jens Sembner, Henri Schmidt, Wolfgang Lenk und Tobias Künzel) posieren zusammen für ein Foto während einer Pressekonferenz.
Die Prinzen sind etwas grauer geworden. Ihre Songtexte sind aber immer noch frech wie vor 30 Jahren: Sebastian Krumbiegel (zweiter von rechts) mit Jens Sembner, Henri Schmidt, Wolfgang Lenk und Tobias Künzel. © Imago / Christian Grube
Sebastian Krumbiegel im Gespräch mit Mathias Mauersberger · 04.06.2021
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Die Prinzen melden sich mit ihrem Album "Die Krone der Schöpfung" zurück. Sänger Sebastian Krumbiegel erzählt, warum ihnen Leipzig immer noch viel bedeutet und was für die Band gar nicht geht: "rassistischer Scheiß und antisemitischer Wahnsinn".
"Alles nur geklaut", "Küssen verboten", "Schwein sein" – in den 1990er-Jahren waren das Hits der Leipziger Band Die Prinzen: Fünf ehemalige Chorknaben aus den damals noch ganz neuen Bundesländern, die launige, oft auch freche Songs zum Besten gaben. Entdeckt und produziert von Annette Humpe, waren sie die erste Band aus der Ex-DDR, die bundesweit erfolgreich war.

Fast 30 Jahre nach Erscheinen des Debüts haben sie neue Stücke komponiert und alte neu arrangiert und holten sich dafür als Verstärkung junge Musikerinnen und Musiker wie Mine, MoTrip oder Deine Freunde mit auf ihr Jubiläumsalbum "Die Krone der Schöpfung". Gleich der erste Song "Dürfen darfst du alles" ist eine ironische Anlehnung an Kurt Tucholsky.
Sänger Sebastian Krummbiegel ist durchaus bewusst, dass ihre Texte den einen oder anderen Shitstorm nach sich ziehen könnten. Für ihn und seine Bandkollegen ist jedoch eines klar: Satire sei erlaubt, "aber natürlich darf mein keine roten Linien überschreiten". Heißt: "Rassistischer Scheiß" sei ebenso tabu wie "antisemitischer Wahnsinn".
Die Zusammenarbeit mit den jungen Künstlern erinnert ihn an die Anfangszeit, als Die Prinzen zu Größen wie Rio Reiser oder Udo Lindenberg aufgeblickt und es als Ehre betrachtet hätten, sich von diesen Vorbildern inspirieren zu lassen. Diesmal habe er es als "Ritterschlag" empfunden, dass eine Rappergröße MoTrip am Album mitgewirkt habe, berichtet Krumbiegel.

"Ostband" – eine Beleidigung

Noch ein Blick zurück in die Anfangszeit: War die Ost-Herkunft entscheidend für den Erfolg? Krumbiegel muss lachen, wenn er an den einen oder anderen Ausspruch von Produzentin Annette Humpe zurückdenkt: "Wenn Die Prinzen aus Castrop-Rauxel gekommen wären, hätte ich mich nicht für sie interessiert", soll sie damals gesagt haben.
Stimmt, bestätigt Krumbiegel. "Ich weiß noch, dass ich damals regelrecht beleidigt war, als ich die Demokassette sah, die sie in die Finger bekommen hatte. Auf der stand nicht drauf ‚Die Prinzen‘ oder, wie wir vorher hießen, ‚Die Herzbuben‘, sondern ‚Ostband‘."
Diese Etikettierung fand Krumbiegel nicht lustig. "Aber natürlich hat uns das geholfen, auch medial. Das war natürlich immer ein Thema: ‚Ach, guck mal, die Ossis, die könne ja auch was, wenn die sich ein bisschen Mühe geben‘. Und die im Osten haben gesagt: ‚Hey, unsere Jungs! Toll, die haben es geschafft.‘"

Leipzig ist Heimat

Allerdings, sagt der Sänger weiter, glaube er nicht, dass jemand nur deshalb eine ihre Platten kaufe oder eine Konzertkarte kaufe, weil sie eine Band aus Leipzig seien.
Leipzig als Heimat – und Wohnort – sei aber nach wie vor für ihn und die übrigen Bandmitglieder wichtig. Es sei der Ort, an dem sie mit Bach und seinen Kantaten und Motetten groß geworden seien. Diese Zeit habe immer großen Einfluss auf ihre Musik und ihren Gesang gehabt.
(mkn)
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