30 Jahre "Blue Lines" von Massive Attack

Musik, als hätte man Gras geraucht

07:40 Minuten
Vor einem sehr dunklen Hintergrund sind die Umrisse eines Mannes in dunkler Lederjacke zu sehen.
Grant "Daddy G" Marshall, Mitglied der britischen Band "Massive Attack" im Jahr 2019 bei einem Konzert in Mailand © picture alliance / Pacific Press / Alessandro Bosio
Juliane Reil im Gespräch mit Andreas Müller  · 15.01.2021
Audio herunterladen
Massive Attack machten Musik zum Tanzen in Zeitlupe: entschleunigte, beatlastige Musik mit atmosphärischen Klangflächen und großer Weite. Ihr Debüt "Blue Lines" von 1991 hinterließ im Mainstream tiefe Spuren.
1991 war ein gutes Jahr für die Popmusik. Damals erschienen viele prägende Alben, darunter auch "Blue Lines", das Debüt von Massive Attack. Es folgte ein Jahrzehnt, das so unterschiedliche Musikstile wie Grunge, Britpop, Drum & Bass, Jungle, Trance und Triphop hervorbrachte.

Britisches Understatement

Massive Attack machten Musik zum Tanzen in Zeitlupe, entschleunigte, beatlastige Musik zum Zuhören. Sie verstanden sich als "Soundsystem", sagt die Musikjournalistin Juliane Reil.
"Ihr Markenzeichen war dieser unaufdringliche Flüster-Rap, ein Rap mit Understatement, der seine amerikanischen Vorbilder an Coolness weit in den Schatten gestellt hat."

Die Geburt des Triphop

Die Stücke atmen eine große Weite durch atmosphärische Klangflächen. Bass und Schlagzeug stehen im Vordergrund.
Mit diesem Sound "imitierten Massive Attack die Wirkung und Wahrnehmung von Musik, wenn man Gras geraucht hat", erklärt Reil. Die Basstiefen und der Beat seien prägnanter und körperlich spürbar. "Es ist ein Finstergroove, der die Geburt des sogenannten Triphop eingeleitet hat."

Einfluss auf Madonna und Kylie Minogue

Das blieb nicht folgenlos: "'Blue Lines' hat den Pop-Mainstream düster und abgründig gemacht." Der Sound des Albums habe tiefe Spuren im Pop hinterlassen, zum Beispiel bei Madonna.
Auch Kylie Minogues Song "Confide in Me" sei vom Sound des britischen TripHop-Projekts beeinflusst. "Zuvor bediente Kylie Minogue das Image des süßen Mädchens wie in 'I Should Be So Lucky'. Danach klang auch sie nicht nur düsterer, sondern auch verruchter."
(huc)
Mehr zum Thema