3 x Strawinsky mit Esa-Pekka Salonen

Orpheus überlebt den Weltkrieg

Der finnische Komponist Esa-Pekka Salonen.
Der Dirigent Esa-Pekka Salonen © picture alliance / dpa / Vesa Moilanen
20.11.2016
Gleich drei dramatische Werke von Igor Strawinsky bot das Philharmonia Orchestra London an einem Abend. Als Dirigent und Fachmann für Strawinskys Musik stand Esa-Pekka Salonen bereit.
Eine ganze Serie von Konzerten mit erzählender Musik von Igor Strawinsky leitet der finnische Komponist und Dirigent Esa-Pekka Salonen in der laufenden Saison in London. Beginnend bei den archaisch-russischen Balletten aus den Pariser Jahren führt Salonen sein Publikum bis hin zu den späten Stücken aus der Altersphase des Komponisten in den USA.
Dieser Abend, den die Kollegen der BBC Ende September in der Royal Festival Hall aufgenommen haben, konzentrierte sich auf die antik-griechische Sagenwelt im musikalischen Kosmos des russischen Komponisten. Besonders selten zu hören ist dabei das Melodram "Perséphone" aus dem Jahre 1934, zu dem der Schriftsteller André Gide den Text geschrieben hat. Strawinsky ist immer wieder zu antiken Stoffen zurückgekehrt, denn der Abend deckt verschiedene Schaffensphasen des Komponisten zwischen den Jahren 1927 und 1947 ab.
Das Ballett "Apollon musagète" komponierte Strawinsky in Nizza 1927 als erstes Werk für den Choreografen Balanchine. Es ist in gewisser Weise ein Schwesterwerk der oratorischen Oper "Oedipus rex" die kurz zuvor entstanden war. Zum ewig interessanten Sänger Orpheus kehrte Strawinsky bald nach dem Zweiten Weltkrieg zurück, zu einer Figur, mit der die Geschichte des europäischen Musiktheaters überhaupt begonnen hat. Auch dieses war ein Ballett für Balanchine, doch Strawinsky war es dieses Mal wichtig, die Geschichte über den berühmtesten Sänger aller Zeiten in ein Setting im Paris der unmittelbaren Nachkriegszeit zu übertragen.
Igor Strawinsky fühlte sich in der klassischen Antike wie kein anderer Komponist des 20. Jahrhunderts zu Haus. Als einem Meister des neoklassischen Komponierens standen ihm die besten musikalischen Mittel zu Verfügung, die Mythen der alten Griechen zu aktualisieren.
Royal Festival Hall London
Aufzeichnung vom 25. September 2016
Igor Strawinsky
"Orpheus", Ballett in drei Bildern
"Apollon musagète", Ballett in zwei Bildern für Streichorchester
"Perséphone", Melodram in drei Teilen für Sprecher, Tenor, Knabenchor, gemischten Chor und Orchester

Pauline Cheviller, Erzählerin
Andrew Staples, Tenor
Philharmonia Voices Choir
Tiffin Boys' Choir
Philharmonia Orchestra
Leitung: Esa-Pekka Salonen