125. Geburtstag von Dashiell Hammett

Vater von Detective Sam Spade

Der US-Schriftsteller Dashiell Hammett im November 1947.
Der US-Schriftsteller Dashiell Hammett im November 1947. © picture alliance / AP Photo
Von Almut Finck · 27.05.2019
So wie jeder Brite Sherlock Holmes, kennt jeder Amerikaner den Privatdetektiv Sam Spade. Der Roman "Der Malteser Falke" sollte das Meisterwerk des US-Schriftstellers Dashiell Hammett werden.
San Francisco in den 1920er-Jahren, das sind Opiumhöhlen und Alkoholschmuggel, illegale Kneipen, manipulierte Boxkämpfe, Glücksspiel und Prostitution. Polizei und Politik sind korrupt. Ganoven mit Namen wie Russen-Mike oder Würfel-Jimmy halten die Bay-Area in Atem. Bandenkriege gehören zum Alltag. Noch heute erinnert eine Bronzetafel an einem Haus in der engen Burritt Street an eines der spektakulärsten Verbrechen der Stadt: "Ungefähr an dieser Stelle wurde Miles Archer, der Partner von Sam Spade, von Bridget O’Shaughnessy umgelegt."
Dass der Kriminalfall aus einem Detektivroman stammt, wird nicht erwähnt – und ist auch nicht nötig. So wie jeder Brite Sherlock Holmes, kennt jeder Amerikaner Sam Spade.

Verfilmt mit Humphrey Bogart

1930 veröffentlicht der Autor Dashiell Hammett seinen Roman "Der Malteser Falke" zunächst als Mehrteiler in billigen Groschenheften. Privatdetektiv Sam Spade jagt darin nach einer geheimnisvollen Vogelstatue aus purem Gold. Es wird Hammetts berühmtestes Buch und sein Meisterwerk, vielfach verfilmt, kongenial mit Humphrey Bogart in der Rolle des Sam Spade.
Humphrey Bogart 1941 als Sam Spade in "Der Malteserfalke", der für ihn den Durchbruch bedeutete.
Humphrey Bogart 1941 als Sam Spade in "Der Malteserfalke", der für ihn den Durchbruch bedeutete.© picture-alliance / dpa
Bevor er Schriftsteller wurde, war Dashiell Hammett, geboren am 27. Mai 1894, ein "Pink", ein Detektiv in der berühmten Agentur Pinkerton, mit Büros im ganzen Land. Er beschattete Ehebrecher, verfolgte Urkundenfälscher, spürte gestohlene Juwelen auf und einmal ein vom Jahrmarkt verschwundenes Riesenrad. Doch 1918 wütet die spanische Grippe, Hammett steckt sich an, bekommt Tuberkulose und ist bald zu schwach für die Arbeit als Detektiv.

Detektiv, Werbetexter, Schriftsteller

1924 lebt Hammett als Werbetexter in San Francisco. Der legendäre Verleger H.L. Mencken entdeckt Hammetts schriftstellerisches Talent und verpflichtet ihn für "The Black Mask", ein Billigmagazin mit entsetzlich langweiligen Schauer- und Detektivgeschichten. Amerikanische Kriminalliteratur steht damals noch in der Tradition eines Conan Doyle. Morde geschehen im Moor und im Nebel oder in modrigen Schlössern, bewohnt von staubtrocknen alten Tanten und einer Lordschaft im Rollstuhl. Die Herren Inspektoren tragen Schnurrbart und Tweed, ihre Worte sind gewählt.
Dashiell Hammett will etwas Neues. Es gibt ihn schon, den Hardboiled Detective, den abgebrühten Privatdetektiv. Der Autor John Daly hat ihn erfunden, ist aber heute vergessen. Dashiell Hammett hat die Figur weiterentwickelt und weltberühmt gemacht, wie der Kritiker Martin Maloney schreibt:
"Es ist ein großer Schritt von Sherlock Holmes, der über die Bedeutung eines Flöckchens Zigarettenasche nachsinnt, bis zu Hammetts Mann, der sich bei einer Gelegenheit ein Stückchen Kupferdraht in die Tasche stopft, weil es gerade die richtige Länge für irgend jemandes Hals hat."

Vom berüchtigten McCarthy-Ausschuss vernommen

Es gibt nicht mehr Gut und Böse, der Ermittler gerät selbst in den Strudel von Gewalt, der ihn umgibt. Zynisch und abgeklärt, besitzt er dennoch eine hohe Moral. Verbrechen sind in seiner Welt tief in der Gesellschaft verankert, es herrscht die Gier nach Macht und nach Geld. Mit jedem neuen Fall will der Ermittler die Anständigkeit retten, und jedes Mal ist es vergeblich.
1930, nach einer Handvoll Romanen und unzähligen Detective Stories, versucht sich Hammett als Drehbuchschreiber in Hollywood, ziemlich erfolglos. 1934 hört er ganz auf zu schreiben. Er trinkt, lebt abwechselnd in Sanatorien und in einer aufreibenden Beziehung mit seiner lebenslangen Liebe, der Schriftstellerin Lillian Hellman. Er engagiert sich politisch, wird als Kommunist bezichtigt und 1953 vor dem berüchtigten McCarthy-Ausschuss vernommen. 1961 stirbt Dashiell Hammett. Der Kulturkritiker John G. Cawelti würdigte ihn:
"Der Feind, den Hammett hinter der dekadenten Fassade der kapitalistischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts entdeckt hat, war das Universum selbst. Sein Werk zeigt die Vision eines Kosmos ohne Gott, einer Welt, regiert von Zufall, Gewalt und Tod. Der Mensch allein in einem sinnlosen Universum."
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