100 Jahre Erster Weltkrieg

Der Ursprung des Unglücks

Die Regisseurin Angela Schanelec
Die Regisseurin Angela Schanelec © dpa / picture alliance / Jörg Carstensen
22.05.2014
In dem Projekt "The Bridges of Sarajevo" haben 13 Regisseure aus ganz Europa zusammengearbeitet, um einen filmischen Beitrag zum Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu leisten. Eine Episode mit dem Titel "Princip, Texte" stammt von der deutschen Regisseurin Angela Schanelec.
Darin lässt sie eine junge Serbin auf Deutsch lesen, was der Attentäter des in Sarajevo ermordeten österreichischen Erzherzogs Franz Ferdinand 1916 in seiner Zelle aufschrieb.
Grundlage für ihre Arbeit ist "ein mitstenografiertes Dokument des Gefängnispsychiaters Dr. Pappenheim", erklärte Schanelec im Deutschlandradio Kultur. Darin protokolliere er seine Gespräche mit dem Attentäter Gavrilo Princip, die über drei Monate geführt wurden. "Was man hört in meinem Film, ist ein Auszug daraus." Auf das Dokument stieß sie während ihrer Recherchen in der Berliner Staatsbibliothek. Sie "war sofort beeindruckt von dem Text" von Princip, sagte Schanelec:
"Die Gespräche wurden geführt, als er schon zwei Jahre im Gefängnis war, und man spürt, dass er mit dem Leben abgeschlossen hat und ganz klar und weitsichtig seine Lage beschreibt. Und man versteht, wie es zu dem Mord kam."
Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Der Gedanke ihres Films sei es gewesen, darzustellen, wie die Vergangenheit bis in die Gegenwart hineinwirken könne. Daher sei sie nach Sarajevo gereist und habe dort Schüler mit dem Text konfrontiert, der für sie zunächst "gar keine Bedeutung" gehabt habe.
Der Produzent Titus Kreyenberg erklärte, er habe sich sofort für die Idee des Films begeistern können. "Ich fand das Projekt an sich hochinteressant", sagte er im Deutschlandradio Kultur. Ihm habe gefallen, "Sarajevo als Mittelpunkt oder als Ausgangspunkt für, sagen wir mal, eine filmische Meditation über dieses Thema zu machen."