100 Jahre Deutsche Kleingartenordnung

Das Feinripp-Unterhemd ist verschwunden

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Kleiner Gemüsegarten mit Hochbeeten, mit Salat- und Gemüsepflanzen, im Hintergrund ein Gewächshaus
Der Ruf des Spießigen und Kleinbürgerlichen bröckelt: In Deutschland gibt es 1,2 Millionen Kleingärten - das ist weltweit einmal. © imageBROKER / Gary K Smith / FLPA
Stefan Leppert im Gespräch mit Liane von Billerbeck  · 31.07.2019
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Flaggen und Gartenzwerge seien mehr oder weniger aus den Schrebergärten verschwunden, sagt Stefan Leppert. Der Autor erinnerte an den Beginn der Deutschen Kleingartenordnung vor 100 Jahren.
Vor 100 Jahren wurde die Deutsche Kleingartenordnung, eine Art "Grundgesetz" der Schrebergärten, erlassen. Damals hätten die Kleingärtner mehr Sicherheit benötigt, sagte der Buchautor und Schrebergarten-Experte Stefan Leppert im Deutschlandfunk Kultur. Die Städte und die Privateigentümer hätten davor Pacht eintreiben können, wie sie wollten. "Da musste man einen Riegel vorschieben."

Verbände verordnen mehr Offenheit

Leider hätten die Schrebergärten ihren Ruf als kleinbürgerlich und spießig bis heute nicht verloren, sagte Leppert. Aber das bröckele. Die Kleingärtner würden von ihren Verbänden dazu aufgefordert, sich mehr zu öffnen: "Macht die Türen auf, lasst die Leute rein." Es handele sich um öffentliche Grünflächen, bei denen jeder sehen solle, was dort getan werde. "Dann wird man schnell sehen, dass Flaggen und Gartenzwerge und Feinrippunterhemd und so, dass das mehr oder weniger verschwunden ist." Es gehe längst nicht mehr um die "Pflege des Spießbürgers".
Mit 1,2 Millionen Kleingärten sei Deutschland die Hochburg des Schrebergartens. Gemessen an der Einwohnerzahl habe Polen sogar noch mehr. Aber in Deutschland gebe es die meisten Schrebergärten. "Das ist weltweit einmalig."
(gem)
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