10 Jahre NOW!-Festival für Neue Musik in Essen

Verbindungslinien

55:07 Minuten
Zwei Musiker auf der dunklen Bühne hantieren an einem Mischpult
Konzert mit dem SynLab-Synthesizer auf PACT Zollverein im Rahmen des Essener Festivals „NOW!“ 2019 © Leonie Reineke
Von Leonie Reineke · 18.05.2021
Das philharmonische Orchesterkonzert für das Abo-Publikum hat bei „NOW!“ in Essen ebenso seinen Platz, wie die verschrobenste Synthesizer-Performance für Technik-Nerds.
Festivals für neue Musik gibt es viele in Deutschland. Etliche von ihnen gleichen Messeveranstaltungen, bei denen immer das Allerneuste vom Neuen präsentiert wird. Es versammeln sich Veranstalter, Verlagsmitarbeiter, Musiker und Komponisten, immer auf der Suche nach dem nächsten Auftrag, dem nächsten wertvollen Kontakt, dem nächsten neuen Hit.
Anders verhält es sich beim 2011 gegründeten Festival "NOW!" in Essen: Hier scheint deutlich weniger aufgeregte Trendsuche und Netzwerkhysterie zu herrschen. Auch nicht nur das Allerneuste ist hier zu erleben – im Gegenteil: Hin und wieder reicht das Programm sogar in spätromantische Sphären zurück. Für ein Festival für Neue Musik, das mit "NOW!" die unmittelbare Gegenwart im Namen trägt, wirkt das zunächst wie ein Widerspruch.

Das Jetzt und seine Voraussetzungen

"Unser Bestreben ist es, immer das gesamte Spektrum zu zeigen", so Babette Nierenz, Mitglied im Leitungsteam des Festivals, "Von Klassikern der Moderne oder aus dem 19. Jahrhundert bis hin zu ganz aktuellen Kompositionen ist Verschiedenes dabei. Denn wir wollen musikgeschichtliche Verbindungslinien aufzeigen und es unserem Publikum zu ermöglichen, ein umfassendes Verständnis für die Gegenwartsmusik und ihre ästhetischen Voraussetzungen und Hintergründe zu entwickeln."

Zugänge aus verschiedenen Richtungen

Der Komponist Günter Steinke, ebenfalls im NOW!-Team, ergänzt: "Wir sind weder ein reines Uraufführungsfestival noch eine Veranstaltung, die sich nur an Spezialisten richtet. Unser Publikum ist heterogen und hat zum Teil wenig Vorkenntnisse im Bereich der Neuen Musik. Umso wichtiger ist es uns, ein Programm anzubieten, das inhaltliche Zugänge aus verschiedenen Richtungen ermöglicht."
Insofern hat das philharmonische Abonnementkonzert bei "NOW!" ebenso seinen Platz wie die verschrobenste Synthesizer-Performance. Die alles grundierende Hauptregel heißt: Immer im Kontakt mit dem Publikum bleiben – ob in Konzerteinführungen, Nachgesprächen oder durch ins Festivalprogramm integrierte Workshops.
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