Zwillinge

Eineiige Zwillinge: "natürliche Klone"?

Das Sternbild Zwillinge in einer historischen Darstellung.
Das Sternbild Zwillinge in einer historischen Darstellung. © Flamsteed
Von Matthias Hanselmann · 21.05.2017
Lange Zeit nahm man an, dass eineiige Zwillinge vollkommen identische Gene haben, also natürliche Klone sind. Doch neuere Forschungen ergaben, dass im Erbgut der eineiigen Zwillinge, dem "Buch des Lebens" bei einem der beiden Zwillinge ganze Textteile fehlen - oder auch mehrfach vorkommen können.
Das Erbgut kann sich sogar deutlich zwischen den beiden Geschwistern unterscheiden. Neunzehn Zwillingspaare wurden an der Universität von Alabama in Birmingham untersucht, danach musste die allgemein akzeptierte Theorie über Bord geworfen werden. Bei allen 19 Paaren entdeckten die Forscher sogenannte "Copy Number Variations".
Diese "Copy Number Variations" sind Veränderungen, bei denen die Anzahl der Kopien eines Erbgutabschnitts von der Norm abweicht. Das kann ein fehlender Teil eines Chromosoms sein oder die Vervielfältigung eines bestimmten Abschnitts. Bei einem der Probanden der Studie fehlte beispielsweise ein 22 Millionen Bausteine langer Teil von Chromosom Nummer 11, wohingegen sein Zwilling über ein intaktes Chromosom verfügte.
Die Abweichungen erklären laut Carl Bruder von der Universität von Alabama und seinen Kollegen nicht nur, warum in vielen Fällen nur ein Zwilling eine Krankheit entwickelt und der andere nicht, sondern sie könnten auch bei der Suche nach den Ursachen solcher Krankheiten helfen.
Zwillinge (lat.: gemini) bleiben dennoch weiterhin ein Faszinosum. Medizinisch genau formuliert sind sie zwei Kinder einer Mutter und eines Vaters, die am selben Tag (beim selben Begattungsakt) gezeugt wurden.
Das Wort Zwilling, älter auch zwiniling, gezwinele, ist eine Ableitung vom Zahlwort zwei und bedeutet ursprünglich "was doppelt vorkommt", "wovon es ein Zweites gibt". Im Englischen: twins.
Auch in der Popmusik gibt es jede Menge Zwillinge. Die Brüder Maurice und Robin Gibb von den Bee Gees zum Beispiel, beide vor Jahren an ihrer vermutlich vererbten Anfälligkeit für Darmkrebs verstorben. Die Kessler-Zwillinge (Alice und Ellen), die in den 50er Jahren berühmt wurden oder die Williams Brothers, vier Brüder, von denen zwei (Andy und David) Zwillinge waren.

Musikalische Histörchen

Der am 21. Mai 1948 in Shoreham-by-Sea, Sussex, geborene Leo Sayer startete 1973 mit der Single "The Show Must Go On” seine Karriere. Ein Jahr später folgte "One Man Band”, aber erst 1976 gelang Sayer mit "You Make Me Feel Like Dancing" der Sprung an die Spitze. Einmal davon abgesehen, erreichten seine ersten sieben Singles jeweils die Top Ten und Leo Sayer wurde zum Star.
In jenen frühen Jahren seiner Karriere zeigte er sich auch gerne als Harlekin verkleidet und verzauberte mit seiner Melancholie die Damenwelt, die dann 1977 mit "When I Need You" auf Wolke 7 schwebte. Doch wie schon Blood, Sweat & Tears in "Spinning Wheels" sangen, was hoch kommt, geht auch runter und so neigte sich Sayers Hoch Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts nach unten. Scheidung und finanzielle Probleme beutelten den sympathischen Popstar. 2006 unternahm er einen Comeback-Versuch, kommerziell nicht sehr erfolgreich. Er verließ England und wanderte nach Australien aus. 2009 erhielt er die australische Staatsbürgerschaft und lebt seitdem in Sydney.
Getreu seinem Song "The Show Must Go On" hat er nie aufgegeben. 2015 erschien seine bislang letzte Platte, der sich eine Tournee anschloss, die in Singapur endete.

Welcher Film beginnt mit diesen Worten?

Erich Kästners Roman "Das doppelte Lottchen" wurde 1949 in Deutschland veröffentlicht, bereits ein Jahr später wurde er erstmals verfilmt. Unter der Regie von Josef von Báky wird die Geschichte der Zwillinge Luise und Lotte, die durch die Scheidung der Eltern als Babys getrennt wurden, und die zufälligen aufeinandertreffen im Ferienheim Bühlsee erzählt. Als Erzähler tritt Erich Kästner, der das Drehbuch teilweise schon in der Zeit des Nationalsozialismus geschrieben hatte, selbst auf. Die Rollen von Luise und Lotte wurden von Isa und Jutta Günther gespielt.
"Das dopplete Lottchen" wurde drei weitere Male in Deutschland verfilmt. 1994 entstand unter Joseph Vilsmaier "Charlie & Louise – das doppelte Lottchen", 2007 drehte Toby Genkel den Animationsfilm "Das doppelte Lottchen" und 2017 nahm sich der SWR des Kästner Buchs an.
Der zu hörende Ausschnitt stammt aus der ersten Verfilmung, zu hören war Erich Kästner.
Undatiertes Archivbild eines nachdenklichen Erich Kästners. Er war ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist, der vor allem für seine Kinderbücher (z. B. "Emil und die Detektive", "Das doppelte Lottchen")bekannt wurde.
Portrait des Schriftstellers Erich Kästner© picture alliance / dpa

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