Zum Tod von Schriftsteller Tom Wolfe

    "Er nahm die Pop-Kultur seiner Zeit auf"

    Der amerikanische Schriftsteller Tom Wolfe
    Der Schriftsteller Tom Wolfe © dpa
    15.05.2018
    Der US-Schriftsteller und Journalist Tom Wolfe ist tot. Er starb im Alter von 88 Jahren im Krankenhaus. Zu seinen bekanntesten Werken gehört der Roman "Fegefeuer der Eitelkeiten". Er war ein Medium der US-amerikanischen Gegenwart, so der Literaturkritiker Stephan Porombka.
    Er gilt als einer der Begründer des "New Journalism", war ein begabter Illustrator und bekannter Romanautor. Nun ist Tom Wolfe gestorben. Bekannt wurde er in den 1960ern für Reportagen, die penible Recherche mit literarischem Erzählstil kombinierten. "The Kandy-Kolored Tangerine-Flake Streamline Baby" hieß sein erster berühmter Titel. Er setzte sich damit sowohl von dem sachlich-objektiven Stil einer Nachrichtenagentur ab als auch von der abgehobenen Schreibweise mancher Kommentatoren. Wolfe schrieb subjektiv, konkret und detailverliebt, auch über Themen, die sonst nicht in Zeitungen abgehandelt wurden. Er prägte damit eine ganze Generation von Reportern.

    Sprachartist und Rockstar

    Die Zuordnung Wolfes zum literarischern Journalismus sei richtig, denn es gebe große erzählerische Passagen in den Reportagen, sagte der Berliner Literaturkritiker Stephan Porompka am Dienstag im Deutschlandfunk Kultur:
    "Viel interessanter ist aber: Wolfe ist ein Sprachartist. Wenn man seine Texte laut liest, spürt man zum einen, dass es zum Teil Dada-Performance ist – er hackt die Worte hinein. Dann merkt man aber auch – das ist wie Rock-Songs –, dass es elektrifiziert. Wolfe nimmt die Pop-Kultur seiner Zeit auch auf. Es knallt eben."

    Medium der Gegenwart mit Einfluß

    Tom Wolfe habe die US-amerikanische Gesellschaft lesen können, so Porompka, und diese wiederum in Figuren umgesetzt und in Geschichten gebracht:
    "Ich halte Tom Wolfe für ein Medium der Gegenwart, weil er Strömungen der Gegenwart aufnimmt, aber sie nicht bloß abbildet, sondern anfängt mit ihnen zu arbeiten und sie in Texte gießt, die dann wiederum Einfluß auf die Kultur haben."

    "Es war extrem befreiend, wenn man plötzlich jemand las, der geschrieben hat wie die Pop-Art, wie Andy Warhol mit einer Schnellfeuer-Schreibmaschine", so der Autor und Journalist Tom Kummer im Deutschlandfunk Kultur über seine Entdeckung von Tom Wolfe. Hier das ganze Interview:
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    Hören Sie auch den Nachruf von New York-Korrespondent Georg Schwarte auf den Schriftsteller Tom Wolfe:
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    Als Roman-Autor wurde Wolfe weltweit mit seinem Buch "Fegefeuer der Eitelkeiten" bekannt, das pünktlich zum Börsenkrach 1987 auf dem US-amerikanischen Ladentischen lag. Die Geschichte über den Aufstieg und Fall eines New Yorker Investment-Maklers wurde 1990 mit Melanie Griffith und Tom Hanks in den Hauptrollen verfilmt.

    Ein großer Selbstdarsteller

    Die Rezeption seiner Werke polarisiert. Auf der einen Seite stehen millionenfach verkaufte Werke, auf der anderen Seite harsche Kritik in den Feuilletons. Fakt ist, dass Wolfe ein großer Selbstdarsteller war. Wolfe leugnete das nie:
    "Wenn die meisten Schriftsteller ehrlich mit sich selbst wären, würden sie zugeben, dass sie nur das erreichen wollen: Vorher nahm sie niemand wahr, jetzt schon."
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