Zum Tod von Pierre Boulez

Der Mann, der die Oper sprengen wollte

Pierre Boulez am 19. Juni 2013 in Madrid
Pierre Boulez im Juni 2013 in Madrid © picture alliance / dpa / Ballesteros
Uwe Friedrich im Gespräch mit Christine Watty · 06.01.2016
Der Dirigent Pierre Boulez war noch bis ins hohe Alter ein rebellischer Künstler. Das zeigte sich auch in der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Christoph Schlingensief: Beide Künstler einte die Ablehnung von Konventionen, meint Musikkritiker Uwe Friedrich.
Der Musikkritiker Uwe Friedrich hat den verstorbenen französischen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez als auch rebellischen Künstler gewürdigt. So habe es noch 2004 – im hohen Alter von Boulez – eine Zusammenarbeit zwischen ihm und dem Regisseur Christoph Schlingensief bei der Inszenierung des "Parsifal" in Bayreuth gegeben:
"Alle waren erst einmal überrascht, als das bekannt gegeben wurde. Und man dachte sich: Wenn das mal gut geht, dieser wilde, assoziative Schlingensief und der kühle, mathematisch genaue Pierre Boulez. Und interessanterweise ging das dann wahnsinnig gut. Natürlich haben alle Alt-Wagnerianer hektische Flecken bekommen, als sie gesehen haben, was da auf der Bühne los war."
Boulez habe diese Zusammenarbeit später als "hochspannend" bewertet, sagte Friedrich:
"Weil sie eben wie Feuer und Wasser waren in ihrer Herangehensweise an die Werke."

Beide Künstler hätten auch deswegen gut zusammengearbeitet, weil sie sich nicht um Konventionen gekümmert hätten, meinte Friedrich:
"Der 'Parsifal' war für Boulez ja auch das Stück, mit dem er in den sechziger Jahren nach Bayreuth gekommen ist. Da gab es eben diesen berühmten Ausspruch mit dem 'Opernhäuser sprengen' schon. Und dann ist er ausgerechnet nach Bayreuth gegangen: Nicht, um das Haus zu sprengen oder anzuzünden, sondern um dort zu dirigieren. Das war schon ein Coup von Wolfgang Wagner, dem Festspielleiter damals."
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