Zum Tod von Peter Härtling

    "Er war einer von den Guten"

    Der Schriftsteller Peter Härtling im Garten seines Hauses in Walldorf (Hessen) bei Frankfurt.
    Schriftsteller Peter Härtling. © dpa / Daniel Reinhardt
    10.07.2017
    Der Schriftsteller Peter Härtling ist am Montag gestorben. Härtling veröffentlichte eine Vielzahl von Romanen und Erzählungen, aber auch Kinderbücher. Härtling gehörte zu den bekanntesten deutschsprachigen Gegenwarts-Autoren. Zu seinem literarischen Werk zählen Gedichte, Erzählungen, Roman, Kinderbücher und Essays.
    Peter Härtling wurde 1933 in Chemnitz geboren. Mit seiner Mutter floh er während des Zweiten Weltkrieges vor der Roten Armee über Österreich ins schwäbische Nürtlingen. Sein Vater starb in russischer Kriegsgefangenschaft. Seine Mutter nahm sich 1946 das Leben, Härtling wuchs dann mit seiner Schwester bei Verwandten auf.

    "Das war eine leise, ruhige Stimme - und die wird fehlen"

    Er sei einer der letzten seiner Art gewesen, so unser Literaturkritiker Kolja Mensing zum Tod des Autors. "Er war einer von den Guten, der sich eingesetzt hat, der sich engagiert hat - und der das gemacht hat, ohne zum Agitator zu werden oder Propaganda zu treiben." Als engagierter Autor habe er sich politisch bei der SPD und bei der Umwelt- und der Friedensbewegung eingebracht. In seinen Büchern sei er immer wieder auf gesellschaftliche Problematiken eingegangen:
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    Kinderbücher und Künstlerromane

    Zunächst arbeitete Härtling als Journalist, und wurde dann 1967 Cheflektor beim S. Fischer Verlag in Frankfurt. 1973 schrieb er mit "Das war Hirbel" ein Kinderbuch über Inklusion. 1976 machte er mit der Romanbiografie "Hölderlin" von sich reden. Weitere Künstlerromane über Schubert und zuletzt über Verdi folgten.
    Aber seine größten Fans hatte er unter den Kindern und Heranwachsenden. Wegen "Ben liebt Anna" überschütten ihn Kinder bis heute mit Leserpost.
    "Seine Kindheit ist die Keimzelle aller seiner Kinderbücher", sagt Hans-Joachim Gelberg, Verleger seiner Kinder- und Jugendbücher bei "Beltz und Gelberg", auf Deutschlandfunk Kultur. Es habe ihn immer wieder interessiert, was in der Kindheit passiert. "Härtling hörte zu, er dachte nach, er hatte etwas zu sagen, er konnte lachen, er war locker." Er habe aus der Wirklichkeit geschrieben, den Kindern Mut gemacht, Erwachsenen gegenüber auch mal Nein zu sagen.

    Prägende Fluchterfahrung

    In seinen autobiographischen Büchern wiederum spiegeln sich auch Erfahrungen der Kriegskindergeneration, ganz besonders in dem Buch über seinen Vater "Nachgetragene Liebe". Die Erfahrung der Flucht und als Flüchtlingskind in Schwaben nur als Fremder wahrgenommen zu werden, prägten ihn ein Leben lang. Im Deutschlandfunk Kultur sagte Härtling einmal:
    "In mir steckt immer noch der aufmüpfige, oft von Melancholie-Anfällen heimgesuchte Junge, der was will, der etwas entwerfen will. Und jedes Mal, wenn ich, wie jetzt auch bei dem Verdi-Buch, beginne, spüre ich, wie der Junge in mir zufrieden ist, wie er mitmachen will."

    Hören Sie hier das ganze Gespräch mit Peter Härtling vom Juli 2015: Audio Player

    Härtling erhielt für sein Werk viele Auszeichnungen, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Hölderlin-Ring und den Hessischen Kulturpreis.
    (abu)
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