Zum Tod des Malers Per Kirkeby

Die Schichten der Erinnerung

Der dänische Maler und Bildhauer Per Kirkeby ist im Alter von 79 Jahren gestorben
Der dänische Maler und Bildhauer Per Kirkeby ist im Alter von 79 Jahren gestorben © dpa/picture alliance
Siegfried Gohr im Gespräch mit Britta Bürger · 10.05.2018
Künstler und Geologe: Der dänische Maler Per Kirkeby war beides. Jetzt ist er im Alter von 79 Jahren gestorben. Der Kunsthistoriker Siegfried Gohr kannte ihn persönlich und hat nicht nur den Künstler Kirkeby, sondern auch den Menschen sehr geschätzt.
Der Kunsthistoriker Siegfried Gohr hat die Kölner Kunsthalle und das Museum Ludwig geleitet und kannte den jetzt verstorbenen dänischen Künstler Per Kirkeby persönlich. Er sei immer vom Werk, aber auch vom Menschen gefesselt gewesen, so Gohr:
"Also einmal ist mir immer klar gewesen, dass er einer der herausragenden Coloristen der Malerei seiner Generation war, auf der anderen Seite hat mich sein intellektuelles Format fasziniert. Er war ja nicht nur Maler, sondern er hat auch Bücher geschrieben, gedichtet, Essays veröffentlicht, Texte über andere Künstler geschrieben. Und mit ihm, seit ich ihn kennenlernte, irgendwann '76, '77, gab es einfach einen unglaublich interessanten, spannungsreichen und belebenden Austausch."

Expeditionen nach Grönland und in die Arktis

Per Kirkeby war auch promovierter Geologe und nahm an Expeditionen teil, so zum Beispiel nach Grönland und in die Arktis. Das habe dazu geführt, das man sein Werk auch immer wieder unter geologischen Gesichtspunkten interpretiert habe, meint Gohr:
"Richtig ist natürlich, dass Per sich für Strukturen interessiert hat. Für Sedimentierungen, für Dinge, die lange gedauert haben und lange dauern können. Aber bei ihm ist eigentlich auf das menschliche Leben übertragen, (die) Geologie das, was die Schichten der Erinnerung ausmachen."
Diese Schichten der Erinnerung auf die Leinwand zu bringen brauchte Zeit. Das S.Z-Magazin hat geschrieben, Kirkeby sei einer der langsamsten Maler überhaupt. Siegfried Gohr hat ihn im Atelier erlebt und kann diese Einschätzung bestätigen:
"Bei der Malerei ist die Geologie - sprich die Erinnerung - immer gefiltert durch das Individuum und das hat eben bei Kirkeby immer längere Prozesse erfordert, so dass ein Bild wachsen musste. Also er war kein Schnellmaler im Sinne von Picasso."

Das Umformen einer dänischen Tradition

Auch Backsteinskulpturen hat Kirkeby geschaffen. Einige stehen in Deutschland - in Stuttgart, in Frankfurt am Main oder Berlin. Dazu erzählt Siegfried Gohr:
"Die Backsteinskulptur war sozusagen das Umformen einer spezifischen dänischen Tradition. Dort gibt es keine Naturfelsen, mit denen man bauen könnte, sondern Backstein. Und wichtig war es für Kirkeby, dass er mit diesen Skulpturen tatsächlich in die Realität hineinwirken konnte. Dass er die Umgebung verändern konnte, indem er diese Zeichen aus Backstein setzte."
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