Zum Tod des Kunstkritikers John Berger

"Wie Tiere uns sehen"

Der Kunstkritiker, Künstler und Autor John Berger am 6.9.2007. Er starb am 2.1.2017.
Der Kunstkritiker, Künstler und Autor John Berger am 6.9.2007. Er starb am 2.1.2017. © imago / Leemage
Christopher Roth im Gespräch mit André Hatting  · 03.01.2017
Der britische Kunstkritiker John Berger ist tot. Regisseur Christopher Roth drehte ein Filmporträt über ihn. Angelehnt an Bergers berühmtes Essay "How to see animals" sei es darin um die Sicht des Universaldenkers auf Tiere und das Landleben gegangen, erklärt Roth.
Der britische Schriftsteller, Maler und Kunstkritiker lebte seit Jahrzehnten zurückgezogen in den französischen Alpen. Vier namhafte Regisseurinnen und Regisseure - die Schauspielerin Tilda Swinton, der Musiker Simon Fisher Tuner, der Schriftsteller Colin MacCabe und der Regisseur Christopher Roth - widmeten seinem Leben eine vierteilige Dokumentation "The Seasons in Qincy", die 2016 auf der Berlinale gezeigt wurde. Den Rahmen der vier Filmporträts bildete jeweils eine der Titel gebenden vier Jahreszeiten, und mit jedem neuen Besucher bei Berger wechselte auch der visuelle Stil. Roth erinnerte sich nun anlässlich des Todes von Berger an die intensive filmische Beschäftigung mit dem britischen Kunstkritiker, der ihm zum Freund wurde.
Der britische Schriftsteller, Maler, Kunstkritiker und Booker-Prize-Träger John Berger im Jahr 2010 sitzt vor einem Bild in verschiedenen Rot-Schattierungen.
Der britische Schriftsteller, Maler, Kunstkritiker und Booker-Prize-Träger John Berger im Jahr 2010.© imago/Leemage

Filmische Begleitung des Werks

Im Mittelpunkt seines Filmporträts über Berger mit dem Titel "Spring" habe dessen Schreiben über Natur und Tiere gestanden, sagte Roth im Deutschlandradio Kultur. Dabei habe er sich auf Bergers berühmtes Essay "How to see animals" bezogen, bei dem es darum gegangen sei, "wie wir Tiere sehen und wie Tiere uns sehen". Berger sei Mitte der 70er-Jahre aufs Land nach Quincy gezogen, um zu erforschen, wie Wanderarbeiter dort lebten. "Da war er eigentlich schon eine berühmte Fernsehfigur und ein berühmter Schriftsteller."

Kein völliger Rückzug aufs Land

Im Sommer habe Berger bei den Bauern gearbeitet und sich auch dafür interessiert, wie sie mit Tieren lebten. Trotz dieses Landlebens sei der Brite immer ein moderner Mensch geblieben. "Es war bei ihm immer nicht ein Rückzug, also eine Kritik an der Zukunft, sondern er war gleichzeitig ein moderner Mensch, der auch über das Internet nachgedacht hat bis zum Schluss oder über Technologien."

John Berger, Sehen. Das Bild der Welt in der Bilderwelt, S.Fischer Verlag, 9,99 Euro.

Mehr zum Thema