Zuckermanns Verschwinden

04.02.2008
"Exit Ghost", der Geist geht ab, heißt es in den Regie-Anweisungen bei Shakespeare. Auch Philip Roth lässt einen Geist die Bühne verlassen: Nathan Zuckerman, Roths Alter Ego in vielen seiner Romane seit seinem ersten Protagonisten-Auftritt in "Der Ghostwriter", wird verabschiedet.
Philip Roth bringt ihn nicht um, aber er bringt ihn zum Verschwinden. Noch einmal bündelt Roth die großen Themen seines Alterswerks, die schon die Vorgänger-Romane "Das sterbende Tier" und "Jedermann" beherrschten: das Thema Sterben – also die Verwüstungen der Zeit, die Qualen und Demütigungen des Alters, der Verlust an Kraft, Gesundheit, Gedächtnis, die Abnahme aller Fähigkeiten bei nicht nachlassender, aber nun unstillbarer Begierde; hinzu kommt die Sorge des alternden Autors um Nachleben und Nachruhm.

Der Zuckerman in "Exit Ghost", ein 71-jähriger berühmter Schriftsteller, kämpft gegen die unverschämte Neugier der Öffentlichkeit auf das Privatleben von Prominenten, namentlich gegen die Zudringlichkeit und Verleumdungen von Biografen, die das Leben eines Autors nur auf schmutzige Geheimnisse durchschnüffeln und das Werk nur als kaum verschlüsselte Offenbarung dieser Geheimnisse lesen. Schließlich hat Roth/Zuckerman sein Autorenleben lang mit den komplexen Spiegelungen von Fiktion und Realität in immer neuen Varianten ein höchst raffiniertes Vexierspiel getrieben. Seine Polemik gegen den primitiven biografischen Kurzschluss von Leben und Werk ist daher verständlich, auch wenn sie in diesem Roman recht vordergründig geraten ist.

Rezensiert von Sigrid Löffler

Philip Roth: Exit Ghost
Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren
Hanser Verlag, München 2008
304 Seiten, 19,90 Euro