Zu unrecht verurteilt?

22.05.2007
Wegen zweifachen Mordes wurde der deutsche Diplomatensohn Jens Söring vor 21 Jahren in den USA lebenslänglich verurteilt. Er selbst beteuert: zu unrecht. Nun will eine deutsche Anwaltskanzlei den 41-Jährigen nach Deutschland und damit in die Freiheit holen. Heute Abend berichtet die ZDF-Sendung "37 Grad" über den Fall.
Als Elfjähriger zog der deutsche Diplomatensohn Jens Söring mit seinen Eltern von Deutschland in die USA. Später studierte er an der renommierten Universität von Virginia. Dort lernte er Elizabeth Haysom kennen, die beiden wurden ein Paar. Bald bekam Söring mit, wie sehr Elizabeth ihre Eltern hasste, auch weil die sie angeblich als Kind missbraucht hatten.

1985 fand die Polizei dann die Eltern von Elizabeth brutal ermordet in ihrem Haus. Elizabeth habe sie umgebracht, sagt Söring heute. Damals, als 18-Jähriger, nahm er den Mord auf seine Kappe – um die Freundin vor der Todesstrafe zu bewahren, so seine Begründung. Er hoffte, nach Deutschland ausgeliefert zu werden – dort hätten ihm maximal einige Jahre Jugendstrafe gedroht. Und als Diplomatensohn habe er ja ohnehin wenig zu befürchten, so glaubte er.

Fehlanzeige. Jens Söring wurde in Bedford, Virginia, der Prozess gemacht. Obwohl er sein Geständnis längst widerrufen hatte, befanden die Geschworenen ihn schuldig. Er bekam zwei Mal lebenslänglich. Als Beweismaterial dienten Abdrücke von Socken. Socken, die genauso Elizabeth gehört haben könnten, wie Experten später feststellten. Keine Augenzeugen, keine Fingerabdrücke, keine DNA. Gail Marshall, ehemalige stellvertretende Generalstaatsanwältin von Virginia, ist überzeugt, dass Söring zu Unrecht verurteilt wurde:

" Die Beweise gegen ihn sind dumm und konstruiert. Seine Fingerabdrücke waren nicht am Tatort, nur die von Elizabeth. Zudem kam sie aus einer renommierten Familie, die der Richter kannte. Warum die Tochter verurteilen, dann doch lieber diesen sarkastischen, überheblichen Deutschen."

Seit mehr als 20 Jahren sitzt Jens Söring nun im Gefängnis. 2003 beantragte er vorzeitige Haftentlassung, 2005 bat er den Gouverneur von Virginia um Begnadigung – jeweils ohne Erfolg. Sörings deutsche Anwälte und der deutsche Botschafter setzen sich momentan für seine Haftüberstellung nach Deutschland ein. Denn: Dass er in Virginia jemals aus dem Gefängnis entlassen wird, daran glaubt der 41-Jährige nicht:

" Man ist ja hier, damit einem Schmerz zugefügt wird, zur Strafe. Resozialisierung gibt’s hier nicht, da haben die kein Interesse daran. Erstens gibt’s kein Angebot, und zweitens: Lebenslängliche wie ich, das ist ja offiziell der Plan, dass wir hier sterben. sollen. Das sagen die auch ganz offen."

Service:
Unter dem Titel "Lebend begraben - Ein Deutscher und die US-Justiz" berichtet das ZDF heute Abend um 22.15 Uhr in der Sendung "37 Grad" über den Fall.