"Ziege des Himmels"

    Von Michael Caspari · 07.05.2013
    Sie wird auch Meckervogel oder Himmelsziege genannt: die Bekassine. Und weil ihr Lebensraum bedroht ist, leben nur noch 7000 Brutvögel in Deutschland. Auch deshalb wurde der clevere Schnepfenvogel zum Vogel des Jahres 2013 gekürt.
    Die Bekassine ist ein …

    "Eisenbahngefährt?"

    Nein, sondern: Die Bekassine ist ein ...

    "Süßlich schmeckendes ääh so´n Obst halt. Wie Pfirsich nur kleiner?"

    Nein: Die Bekassine ist …

    "Der Vogel des Jahres 2013 und nur noch ganz selten bei uns in Deutschland."

    Stimmt!

    Nur jeder fünft Deutsche, weiß, was eine Bekassine ist. Der wissenschaftliche Name klingt lustig: Gallinago, Gallinago. Manche nennen sie Meckervogel oder Himmelsziege.

    Diesen Namen hat die Bekassine, weil sie beim Balzflug einen irren Sound erzeugt. Die Männchen gehen während der Balz in den Sturzflug. Dabei spreizt der Bekassinen-Piepmatz ein paar Federn ab und durch die die rauscht der Fahrt äh Flugwind. Klingt großartig.

    Die Vogelkundler nennen das Wummern. Die Bekassine stammt aus der Familie der Schnepfenvögel. Taubengroß ist die Bekassine und trägt ein völlig unmodisches beige braunes Federkleid.

    Besonderes Kennzeichen: ein langer gebogener Schnabel. Und was für ein High-Tech-Werkzeug dieser Schnabel ist. Pinzette, Löffel und Futterdetektor in einem. Die braunen Federn sind im Sumpf und Moor ein spitzenmäßiges Tarnkleid. Und wenn doch mal ein Feind die Bekassine entdeckt, dann legt sie einen Blitzstart an den Tag, der sich gewaschen hat.



    Völlig verdattert stehen Fuchs oder Katze nun da und sind ziemlich überrumpelt. Bekassinen sind übrigens eine der ganz wenigen Vogelarten, die ihre Jungen bei Gefahr packen und mit ihnen davonfliegen.

    Noch so´n Bekassinentrick. Um die Feinde vom Nest mit den jungen wegzulocken, simuliert Mama Bekassine eine Flügelverletzung und schleppt sich scheinbar schwerverletzt vom Nest weg. Der Feind denkt sich, "leichte Beute" und folgt Mama Bekassine. Die flattert dann einfach davon.

    Leider gibt es nur noch knapp 7000 Brutpaare bei uns in Deutschland. Vornehmlich im Norden, denn der Lebensraum der Bekassine sind Moore und Feuchtwiesen. Und die werden immer seltener. Der Mensch macht das Moor zum Nutzland und sticht Torf. Ein anderer Grund für den Bekassinenschwund: Vogeljagd. In Deutschland verboten, aber in anderen europäischen Ländern leider nicht. Erst geschossen, dann gegessen.

    Kellner: "Heute empfehlen wir Gebratene Schnepfe an Gemüse Jus im Toastmatel serviert. Als Beilage reichen wir geschmorte Pfifferlinge."

    Kein Scherz, dieses Rezept habe ich tatsächlich im Netz entdeckt. Ganz ehrlich: Mir schmeckt das nicht. Ich höre Bekassinen lieber flattern als brutzeln.

    Links zum Thema:
    Da fliegen sie wieder!
    Vom 6.-12. Mai: Die große Vogelschau im Deutschlandradio Kultur