Zen-Meister Muho Nölke

"Echtes Glück bedeutet, auch unglücklich sein zu können"

Der Zen-Buddhist Muho Nölke
Als Abt erhielt er den Namen Muho. Er bedeutet "offen für alle Richtungen sein". © Norbert Hübner
Moderation: Britta Bürger · 29.11.2017
Der Berliner Olaf Nölke hat einen ungewöhnlichen Lebensweg genommen: Als Kind verlor er seine Mutter und stellte sich früh die Frage nach dem Sinn des Lebens. Er ging nach Japan und leitete 15 Jahre lang ein Zen-Kloster. Ein Gespräch über sein Leben als Abt und seine Selbsterfahrung durch die Meditation.
1968 wird er als Olaf Nölke in Berlin geboren; im Alter von sieben Jahren verliert er seine Mutter und stellt sich früh die Frage nach dem Sinn des Lebens. Er findet Sinn im Zen-Buddhismus. Zum ersten Mal habe er gespürt, dass er einen Körper hatte, dass Körper und Geist eine Einheit bilden können, "da wusste ich, das ist es, was ich mein Leben lang machen möchte".
Er studiert Philosophie, Japanologie und Physik und geht schon während des Studiums für ein Jahr nach Japan. Sechs Monate davon verbringt er im buddhistischen Kloster Antaiji. Dort wird er später zum Zen-Meister ausgebildet. Nach dem Tod seines Meisters wird er zum Abt ernannt und erhält den Namen "Muho". Er bedeutet "offen für alle Richtungen sein". In Antaiji lebt er mit einer Gruppe von Novizinnen und Novizen, aber auch mit seiner Frau und drei Kindern; sie versorgen sich selbst. Wenn nicht gearbeitet wird, wird meditiert – stundenlang. Sicherlich, gibt er zu, sei das lange aufrechte Sitzen zunächst auch schmerzhaft.

Die Kunst des Loslassens

"Aber es kann auch befreiend sein, ein, zwei Stunden am Morgen und am Abend zu haben, wo man nichts machen muss. Wo es nichts zu erreichen gibt, keinen Normen; es gibt keinen, der es besser macht, der es schlechter macht. Diese freie Zeit, die einem vollkommen gehört – man muss nichts zurückgeben."
Durch die Meditation habe er auch ein anderes Verhältnis zu Glück, Leben und zum Tod gefunden. Darum geht es auch in seinem neuen Buch "Ein Regentropfen kehrt ins Meer zurück. Warum wir uns vor dem Tod nicht fürchten müssen". Darin beschreibt er die Kunst des Loslassens, wie sie im Buddhismus seit Jahrhunderten praktiziert wird.
"Echtes Glück für mich bedeutet, auch mal unglücklich sein zu können. Und echte Zufriedenheit bedeutet, mit seiner Unzufriedenheit zufrieden sein zu können. Und das bedeutet letztlich Loslassen."

Hören Sie am 29. November ab 9:05 Uhr eine Wiederholung der Sendung vom 29. September 2016.

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