Iwan der Schreckliche blickt erwartungsgemäß grimmig, Katharina die Große herrscherlich- matronenhaft, Nikolaus II. etwas ratlos von der Titelseite. Wie sehr Russland jahrhundertelang für den Westen ein unheimliches Faszinosum gewesen ist – wir hatten es fast vergessen. Und sind neuerdings unliebsam daran erinnert worden. Überraschen muss es also nicht, wenn das Geschichtsmagazin "P.M History"das Titelthema seines jüngsten Heftes dem "Reich der Zaren" widmet und im Editorial auf die Ukraine- und Krimkrise ausdrücklich Bezug nimmt. Das Russland-Bild unserer Medien ist jenem des Marquis de Custine, eines Reiseschriftstellers im 19. Jahrhundert, ja nicht mehr so fern:

Das Zitat entstammt dem Beitrag über den Krimkrieg, dem wohl interessantesten, weil am ehesten zu aktuellen Reflexionen einladenden des Heftes. Zar Nikolaus I. verbrämte seinen Expansionismus, indem er sich zum Schutzherrn über eine angeblich bedrohte Bevölkerungsgruppe aufwarf, die orientalischen Christen. Sein Überfall auf das Osmanische Reich 1853 stieß auf den Widerstand der Westmächte England und Frankreich. Sewastopol wurde zum Brennpunkt der Kampfhandlungen, denn hier war die Basis der russischen Seeherrschaft auf dem Schwarzen Meer. Um es mit Sir James Graham zu sagen, dem Ersten Lord der Admiralität:

"Der Reißzahn des Bären muss gezogen werden; und bevor seine Flotte und sein Marinearsenal im Schwarzmeer nicht zerstört sind, gibt es weder Schutz für Konstantinopel noch Sicherheit für den Frieden Europas.“

Dem aktuell aufgefrischten Interesse am großen Nachbarn im Osten frönt auch das britische Magazin "All About History", das erstmals mit einer deutschen Ausgabe auf dem Markt ist. Der Herausgeber geizt im Vorwort nicht mit klangvollen Verheißungen.

Da nun wird der Leser nicht widersprechen. Langatmig oder auch nur ausführlich ist in diesem Heft kaum etwas. Stattdessen bunte Bilder und Infografiken. Geschichte im Schnipselformat, mit Gruseleffekten aufgepeppt. Die Seiten über den Titelhelden Stalin etwa sind mit reichlich Blutrot unterlegt. Auf die Korrektheit des Dargestellten ist nicht immer Verlass. Als Illustration eines Artikels über Stalins Gulag-System erscheint die Sowjetunion in den Grenzen des heutigen Russland.

Zusammengewürfelt wie das Layout ist auch die Themenauswahl. Die zehn spektakulärsten Diebstähle. Fünfzig Ereignisse, die unsere Welt verändert haben, darunter die Anfänge der Landwirtschaft im Neolithikum, das Ende der Apartheid, der Kennedy-Mord, Pioniere des Verkehrs – der persische Großkönig Dareios I., Henry Ford und die Brüder Wright. In einer Tabelle der schlimmsten Diktatoren, gemessen an der Zahl der Todesopfer, liegt Mao mit weitem Abstand vor Stalin und Hitler. Den vierten Platz belegt der belgische König Leopold II., der für die Massaker im Kongo-Freistaat verantwortlich war.

…ist das Titelthema eines Periodikums, das sich im nunmehr 46. Jahrgang als Gegenentwurf einer Geschichtsdarstellung im Schnipselformat präsentiert. Das Magazin "DAMALS" richtet sich an ein anspruchsvolleres Publikum. Die Beiträge stammen überwiegend von Universitätshistorikern. Neben dem Titelthema stehen Rubriken – etwa die historischen Ereignisse des Monats -, Museums-, Radio- und Fernsehtipps sowie Buchrezensionen. Der Kampf um die italienische Einheit im 19. Jahrhundert steht im Zentrum der Novemberausgabe. Vor allem die abenteuerliche Biografie des berühmten Freischärler-Führers, der besser Französisch als klassisches Italienisch sprach und auf zwei Kontinenten Krieg führte: Giuseppe Garibaldi.

…ist die Titelgeschichte überschrieben.Garibaldi kämpfte in Südamerika an der Seite brasilianischer Rebellen und für Uruguay gegen Argentinien. Er verteidigte 1849 eine kurzlebige Römische Republik gegen französische Interventionstruppen und fiel 1860 im Königreich Sizilien ein. Sein Nachleben als populäre Identifikationsfigur kommt in einem eigenen Beitrag zur Sprache. Der Historiker Volker Reinhardt thematisiert zudem die geistesgeschichtlichen Grundlagen der italienischen Einigungsbewegung, die sich gegen die Restauration nach 1815 richtete. Er warnt gleichwohl vor mythischer Verklärung: