Worte der Wende: Wendehals

Von Ulrike Draesner · 08.11.2009
Jynx torquilla. Das ist einmal ein Name. Bis zum Herbst 89 Ornithologen und Vogelhobbymenschen bekannt. Dann überall.
Gattung der Spechte, leicht gepunktet, 17 Zentimeter, unter 50 Gramm, ein Leichtgewicht, rindenfarben graubraun. Männchen und Weibchen sehen sich ähnlich, ein wenig weiß um die Kehle. Fürchten sie sich, stellen sie das Kopfgefieder zur Haube auf und rucken mit dem Schädelchen.

Der Wendehals. Wer nachlas, fand aber auch, dass er Wendehals Schlangenmimikry betreibt. Fühlt er sich bedroht, weiß er wie eine Schlange zu zischen und schlangenartig den Körper zu winden.

Opportunisten sind wir alle. Opportunismus ist, wie das Tier zeigt, eine Überlebensstrategie. Deckung, Mimikry, ein wenig schlängeln, sich drehen. Der leichte Vogel ist bis heute bei uns sehr verbreitet und im Bestand nicht bedroht. Er räubert gern die Gelege anderer Höhlenbrüter aus. Auf Englisch heißt er Schiefhals.

So sah man nun manche stehen: schiefhalsig. Mit auf dem Rücken gedrehten Kopf, Vogelkörper voraus, flügelschlagend, aus dem Lot.

Das waren aber eben nicht die Wendehälse! Es waren Menschen, die nach der Einsicht in ihre Akten aus der Gauckbehörde kamen. Verletzt vom Lesen, erstarrt.

Das Gelesene drehte den Hals herum.

Noch ein Wort brachte der Wendehals mit. Sein Sommergebiet ist die Paläarktis. Wir gehören dazu. Eine Region, die große und kleine Kälten kennt.