Studiokonzert der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

Grünrotes Kirschenweiß

Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit ihrem Chefdirigenten Karl Heinz Steffens
Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit ihrem Chefdirigenten Karl Heinz Steffens © Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
06.07.2016
Drei Werke von Karol Szymanowski stehen im Mittelpunkt dieses Konzerts der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit den Solistinnen Ewa Kupiec und Marisol Montalvo unter Leitung des Chefdirigenten Karl Heinz Steffens.
Es wird Ihnen ebenso gehen – Sie hören das Konzert und fragen sich: Warum kenne ich ihn nicht oder nur so wenig von ihm, dem Komponisten Karol Szymanowski? Seine Musik verdient es, in den allgemeinen Kanon aufgenommen zu werden. In der letzten Zeit ist da einiges geschehen hierzulande, nicht zuletzt durch die Arbeit Simon Rattles, doch sicher noch nicht genug.
Mit dem Szymanowski-Projekt beendet Deutschlandradio Kultur die aktuelle Produktionsserie mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Ziel der Reihe ist es, ausgefallene oder zu Unrecht vergessene Werke vorzustellen oder zu reanimieren, die aus zumeist politischen oder kommerziellen Gründen verdrängt und vernachlässigt wurden. Es gilt die Regel: Die Koproduzenten - der SWR, das Label "capriccio", die Deutsche Staatsphilharmonie und Deutschlandradio Kultur - verabreden gemeinsam die Projekte. Es wird eine Woche lang in Ludwigshafen aufgenommen, am Schluss dann ein Studiokonzert für Freunde, Abonnenten und Interessierte gegeben. Dieses Studiokonzert ist längst eine Art "Kultveranstaltung" geworden.
Im Programm mit der Staatsphilharmonie unter Karl Heinz Steffens lernen wir Szymanowski von verschiedenen Seiten kennen, den jugendlichen "Stürmer und Dränger" in der Konzertouvertüre. Hier hört man zu Beginn ganz deutlich Richard Strauss' "Don Juan" heraus und kann doch zufrieden feststellen, dass Szymanowski auf eigene Art fortschreitet.
Der Liederzyklus "Słopiewnie" schlägt andere Töne an, die Texte des berühmten polnisch-jüdischen Dichters Julian Tuwim werden atmosphärisch aufgelöst. Wort wird hier zum Klang, zumal das polnische Original Tuwims eher ein Spiel mit altpolnischen Sprachwurzeln darstellt und keine direkt übersetzbare Lyrik, wie schon der damalige Übersetzer R. S. Hoffmann feststellen musste. Die Titel der fünf Lieder heißen auf Deutsch Kirschenweiß, Grüne Lust, Der heilige Franziskus, Rotes Lied und Wanda. Für die Sopranistin unserer Aufnahme, für Marisol Montalvo ist der Zyklus "die Entdeckung".
Das Opus 60 von Szymanowski schließlich, als Vierte Sinfonie oder Sinfonia Concertante bekannt, pendelt zwischen Solo-Konzert und Sinfonie und ist ein Produkt des Jahres 1932. In diesem Jahr legte er nach zermürbenden Auseinandersetzungen sein Amt als Leiter der Warschauer Musikhochschule nieder und verließ die Hauptstadt. Gleichwohl lag Szymanowski in dieser letzten Periode seines Schaffens viel daran, Musik zu komponieren, die eine enge Bindung an sein Land zeigen sollte: "Mein Streben zielt auf die Ausbildung eines polnischen Stils!"
Philharmonie Ludwigshafen
Aufzeichnung vom 25. Juni 2016
Karol Szymanowski
Konzertouvertüre E-Dur für Orchester op. 12
Notturno und Tarantella op. 28
Sinfonie für Klavier und Orchester B-Dur op. 60
"Słopiewnie" op. 46bis
Marisol Montalvo, Sopran
Ewa Kupiec, Klavier
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Leitung: Karl Heinz Steffens