Wissenschaftliche Studie

Warum wir uns gern gruseln

Drei Frauen sehen einen spannenden Film
"In den Momenten, wo positive und negative Gefühle parallel in die Höhe gehen, ist unser archaisches Lustsystem besonders stark aktiviert, sagt Winfried Menninghaus. © imago / Indiapicture
Winfried Menninghaus im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 13.12.2017
Warum können wir Gefühle wie Trauer, Angst oder Grusel beim Filmegucken oder Lesen genießen? Der Wissenschaftler Winfried Menninghaus hat herausgefunden, inwiefern negative Gefühle einen positiven Beitrag für die Kunst leisten.
Negative Gefühle seien kein Problem, sondern eine notwendige Ressource für alle Kunstwerke, sogar für die trivialsten Kriminalfilme, die man im Fernsehen sieht, betont Winfried Menninghaus, Gründungsdirektor des Max-Planck-Institutes für empirische Ästhetik:
"Man hat herausgefunden, dass negative Gefühle viel stärker die Aufmerksamkeit binden, viel intensiver erlebt werden und auch stärker in die Erinnerung eingehen. Die Künstler haben einen ganz starken Grund, auf negative Gefühle als ganz positive Kräfte zurückzugreifen."

Aktivierung unseres Lustsystems

Negative würden mit positiven Gefühlen dabei so verbunden, dass sie am Ende eine positive Summe ergäben, erklärt Menninghaus. Das Erleben der Probanden bei der Rezeption von Filmen und Kunst wurde für die Studie sowohl mit physiologischen als auch mit neurowissenschaftlichen Methoden gemessen. Das Resultat:
"In den Momenten, wo positive und negative Gefühle parallel in die Höhe gehen, ist unser archaisches Lustsystem besonders stark aktiviert, das primär für Essen und Sex zuständig ist. Das ist ein ganz brisanter Cocktail, der uns dann erreicht."
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