Wissenschaft trifft Popkultur

Paläo-Art und die Darstellungen der Urgeschichte

Das Buch "Paläo-Art - Darstellungen der Urgeschichte" von Zoe Lescaze
Das Buch "Paläo-Art - Darstellungen der Urgeschichte" von Zoe Lescaze © Taschenverlag
Zoe Lescaze im Gespräch mit Frank Meyer · 26.07.2017
Von Dinosauriern mussten sich die Menschen immer ein Bild machen – Gemälde, Zeichnungen und später Filme haben unsere Vorstellung von der Urzeit geprägt. Ein Bildband wirft jetzt einen opulenten Blick auf die Paläokunst.
Vor über 66 Millionen Jahren von der Erde verschwunden, üben Dinosaurier seit ihrer Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert eine ungeheure Faszination auf den Menschen aus. Kein Wunder, dass man früh den Wunsch verspürte, nicht nur Fossilien und Skelette zu betrachten.
Im Jahr 1830 begründete ein englischer Wissenschaftler namens Henry de la Beche die Paläokunst: Er malte eine überwältigende, herrlich makabre Darstellung prähistorischer Reptilien, die sich unter Wasser bekämpfen.
Seitdem haben jede Menge Künstler unsere Vorstellung von der prähistorischen Zeit mit Bildern und Visionen von Dinosauriern, Mammuts, Höhlenmenschen und anderen Kreaturen geprägt. Wissenschaftliche Fakten wurden dabei nicht selten mit zügelloser Fantasie vermengt.

Früher bedrohlich, heute in jedem Kinderzimmer

Nun ist ein Bildband über die Paläokunst erschienen. Anhand von Werken aus der Zeit von 1830 bis 1990 zeichnet er die wundersame Geschichte dieser speziellen Kunstgattung nach.
Zoë Lescaze
Die amerikanische Autorin Zoë Lescaze zu Gast beim Deutschlandfunk Kultur in Berlin.© Deutschlandfunk Kultur/Jana Demnitz
Zoë Lescaze hat an dem opulenten Werk mitgearbeitet. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk Kultur erinnerte sie daran, wie "bedrohlich und nervenaufreibend" die ersten gemalten und gezeichneten Dinosaurier auf die Menschen wirkten – ganz im Gegensatz zu heute, wo Dinosaurier Teil der Popkultur und in jedem Kinderzimmer zu finden sind.
Lescaze beschrieb im Interview mit der "Lesart" zudem anschaulich, wie sich die Paläokunst nach dem Zeitgeist, den gesellschaftlichen Verhältnissen und individuellen künstlerischen Präferenzen richtete – und wie das wiederum das jeweilige Bild der Urzeit bestimmte.
In dem Buch begegnen wir Dinos, die vom Fauvismus, vom Japonismus oder vom Jugendstil geprägt sind, wir sehen viktorianische und sogar sowjetrussische Saurier, Pulp-Dinos, albtraumhafte Monster und majestätische Titanen, aufgespürt in großen Naturkundemuseen, obskuren Archiven und privaten Sammlungen.

Zoë Lescaze / Walton Ford: Paläo-Art: Darstellungen der Urgeschichte 1830–1980
Taschen Verlag, Köln 2017
292 Seiten, 75 Euro

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