Wirtschaftskrise in Slowenien ist "im Grunde eine logische Entwicklung"

04.12.2012
Der Verleger Lojze Wieser, schließt nicht aus, dass sich die regierungskritischen Proteste in Slowenien verschärfen. Die Situation sei "gefährlich", sagte der Angehörige der slowenischen Minderheit in Österreich.
Der auf Literatur aus Slowenien spezialisierte Verleger Lojze Wieser sieht die derzeitige tiefe Wirtschaftskrise des Landes als "eine logische Entwicklung". Slowenien habe in den vergangenen 20 Jahren "mit aller Kraft" versucht, den EU-Kriterien zu entsprechen. Erst nach dem Beitritt zur Europäischen Union 2004 sei die Staatsverschuldung stark gestiegen.
Er zitierte eine Kommentatorin, wonach Tote zu befürchten seien, falls der Bürgermeister von Maribor, dem Korruption vorgeworfen wird, nicht zurücktrete. Wieser verwies außerdem darauf, dass in der Hauptstadt Ljubljana Neonazis provokative Auseinandersetzungen initiiert hätten. Dadurch drohten die bislang weitgehend friedlichen Demonstrationen umzukippen.

Die aktuellen Proteste gegen die Regierung führte er auf eine tiefe Frustration der Bevölkerung zurück. Deren soziale Grundlagen bröckelten, während es unter Politikern Korruption und Vetternwirtschaft gebe. Wenn Regierungschef Janez Jansa auf einer Dienstreise in New York in einem Luxushotel absteige, zugleich mangelnde Sparanstrengungen des öffentlichen Dienstes kritisiere, während viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz und ohne Perspektive seien, dann zeige das, "wie verheerend eigentlich die Situation ist", sagte Wieser. Die Regierenden würden "überhaupt nicht mehr begreifen, was den Menschen für Nöte auf den Taschen liegen".

Das vollständige Gespräch mit Lojze Wieser können Sie bis mindestens 4. Mai 2013 als MP3-Audio in unserem Audio-On-Demand-Angebot nachhören.
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