Wirtschafts- und Sozialethiker fordert Bündnis von Gewerkschaftern und Verbrauchern

04.03.2006
Die Kritik von SPD-Politiker Peter Struck an den deutschen Unternehmen bekommt Unterstützung aus den Reihen der Wissenschaft. Die aktuell sehr hohen Gewinne der international tätigen Unternehmen in Deutschland seien zugespitzt formuliert ein Diebstahl an den Belegschaften, sagte der Leiter des Oswald von Nell-Breuning-Instituts für Wirtschafts- und Sozialethik, Friedhelm Hengsbach, in Deutschlandradio Kultur. Eine Folge dieses "anglo-amerikanischen" Finanzstils sei es, dass die Arbeitslosigkeit immer weiter ansteige.
Als Mittel gegen eine immer ungerechtere Verteilung forderte Hengsbach ein Bündnis von Gewerkschaften und Verbrauchern: "Die Konsumenten sollten sich immer mehr - und das tun sie auch - darauf einstellen und nachsehen, was hinter der Ladentheke geschieht." Das betreffe die Qualität der Produkte genauso wie die Arbeitsbedingungen. Daneben müssten die Gewerkschaften Koalitionen mit den Arbeitnehmern in anderen Ländern schließen.

Hengsbach betonte, dass auch die Eliten in der deutschen Öffentlichkeit Schuld am Rückgang der Solidarität in Deutschland hätten: "Die Solidarität oder auch die sozialen Sicherungssysteme sind von bürgerlichen Eliten in den letzten 20 Jahren derart denunziert und schlechtgeredet worden, dass auch die Regierungen diesem Druck haben weichen müssen. Das ist ja bei der rot-grünen Koalition so geschehen."

Hengsbach kritisierte ebenso scharf die aktuelle Diskussion um die Familienpolitik: "Da scheint mir der heiße Brei noch umgangen zu werden. Ich habe den Eindruck, Familienpolitik ist in erster Linie Bevölkerungspolitik, Arbeitspolitik, oder Kinderpolitik, aber nicht eine Politik, die Männern und Frauen gleiche Lebenschancen eröffnet."