Wim Wenders' Operndebüt "Die Perlenfischer"

Nichts außer großer Operngesten

Die Sänger Gyula Orendt (Zugra, kurze braune Haare), Francesco Demuro (Nadir, lange braune Haare) bei Proben zu der Oper von Georges Bizet "Die Perlenfischer" in der Staatsoper im Schillertheater in Berlin Charlottenburg.
Sänger Gyula Orendt und Francesco Demuro in Georges Bizets Oper "Die Perlenfischer" in der Staatsoper in Berlin. © dpa / XAMAX
Jürgen Liebing im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 24.06.2017
Was hat Daniel Barenboim bloß dazu bewogen, Wim Wenders zu fragen, ob er eine Oper inszenieren möchte? – Das fragt sich Kulturjournalist Jürgen Liebing, nachdem er sich das Operndebüt des Filmregisseurs angesehen hat.
Wenn man als erfahrener Filmregisseur eine Oper auf die Bühne bringt, dann steht man vor völlig neuen Aufgaben: Kein Wunder also, dass sich Wim Wenders bescheiden gab, als er die Einladung des Generalmusikdirektors der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim, annahm, seine erste Oper zu inszenieren: Georges Bizets Frühwerk "Les Pêcheurs des Perles" – "Die Perlenfischer".
"Eigentlich habe ich gehofft, dass du, Daniel, diese Musik freilegst und uns zeigst, was für eine tolle Musik das ist", äußerte er gegenüber Barenboim. Dann wolle er die Geschichte in einer "zeitgenössischen", aber "nicht modischen Art" inszenieren.

Leere Bühne, sehr reduzierte Regie

Kulturjournalist Jürgen Liebing hat sich das Opernregiedebüt von Wim Wenders angesehen – und sich danach gefragt: Was hat Barenboim bloß dazu bewogen, Wenders anzurufen? Denn außer großer Operngesten sei dem Filmregisseur nichts eingefallen.
Auf einer weitgehend "abstrakten", weil leeren, Bühne stehen die Solisten meistens an der Rampe und singen ins Publikum. Da die Oper keine Nahaufnahme und keine Rückblende kennt, sieht man auf Zwischenvorhängen das, wovon die Protagonisten singen, sonst Wellen und Wolken.

"Perlenfischer" gilt als schwer zu inszenieren

Die Oper, die als sehr schwer zu inszenieren gilt und deswegen kaum auf Bühnen zu sehen ist, handelt von einer Dreiecksgeschichte: Zwei Freunde lieben dieselbe Frau – eine Priesterin, die doch eigentlich der Keuschheit verpflichtet ist. Eine Geschichte, die das Thema Bisexualität aufgreift, denn auch die beiden Männer lieben sich. Doch dieses Thema interessiert Wenders nicht. Stattdessen gebe sich die Regie in jeglicher Hinsicht "sehr reduziert", so Liebing.
Was bleibt ist die Musik: Olga Peretyatko-Mariotti sei als Priesterin der "Star des Abends". Dazu kommen: Francesco Demuto - ein Tenor mit Schmelz - und Gyula Orendt als stilsicherer Bariton. "Insgesamt, aus dem Orchestergraben gesehen, ein toller Abend", bilanziert Liebing: "Wenn man die Augen schließt." (lk)
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