WikiLeaks

"Julian Assange muss wieder mitmischen"

Wiki-Leaks-Gründer Julian Assange bei einer Video-Botschaft
WikiLeaks-Gründer Julian Assange bei einer Video-Botschaft © dpa / picture alliance / Angelika Warmuth
Der Medientheoretiker Geert Lovink im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 13.05.2015
Julian Assange will wieder Präsenz zeigen: So bewertet der Medientheoretiker Geert Lovnik die jüngsten Enthüllungen von WikiLeaks. Doch dessen Strategie, die Plattform als Einzelfirma zu führen, funktioniere nicht mehr.
Der Medientheoretiker und Netzkritiker Geert Lovink bewertet die jüngsten WikiLeaks- Enthüllungen auch als einen Versuch von Julian Assange, sich wieder mehr ins Gespräch zu bringen.
"Er muss wieder mitmischen, er muss wieder präsent sein. Er versucht zu zeigen, dass er nach wie vor – trotz seiner schwierigen Bedingungen – ständig am Ball bleibt."
Die Strategie von Assange funktioniere seiner Meinung nach allerdings nicht mehr, sagte Lovink:
"Er versucht als Chef von WikiLeaks, das Ganze als eine Einzelfirma und nicht als Bewegung oder als NGO zu führen. Aber das geht nicht. Es hat dann zwar immer wieder Sympathisanten gegeben. Sie arbeiten mit ihm zusammen, aber das bricht dann bald wieder weg. Also sein Modell funktioniert einfach nicht."
Edward Snowden habe viel aus den Fehlern von Assange gelernt, meinte Lovink. Snowden halte sich von den Medien fern, arbeite zurückhaltend und mehr inhaltlich:
"Da sieht man auch, dass die Unterstützung von außen viel besser klappt."
Der Kampf mit den großen Medien
Assange habe ganz andere Entscheidungen getroffen und sich außerdem in den Kampf mit den großen, etablierten Medien begeben, so Lovink:
"Dabei gerät er immer wieder in die Defensive. Er kommt da nicht raus. Er versucht mit einer politischen Stellungnahme die Privatsachen, die damals in Stockholm passiert sind, zu legitimieren. Er glaubt nach wie vor sehr stark daran - im verschwörungstheoretischen Sinne -, dass die Schweden für die USA arbeiten und versuchen, ihn da weg zu holen. Damit er in den Vereinigten Staaten verurteilt werden kann."
Ein Jahr nach dem Start der Vernehmungen im NSA-Untersuchungsausschuss hat die Enthüllungsplattform WikiLeaks bisher unter Verschluss gehaltene Sitzungsprotokolle veröffentlicht. Online kann man nun auf 1380 Seiten Mitschriften der Vernehmungen nachlesen.
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