Wiederentdeckung in Tschechien

Johann Joseph Fux als Opernkomponist

Haupteingang des Prager Hradschani-Kastells, auch Hradschin genannt. Es ist die größte mittelalterliche Burg der Welt (570 Meter lang und durchschnittlich 128 Meter groß mit, 7,28 Hektar Fläche). Aufnahme vom 17.06.2012 mit zwei Ehrengarden im Vordergrund. Die Anlage, im 9. Jahrhundert unter Prinz Borivoj erbaut, wurde weiter entwickelt zu der imponierenden heutigen Form. Unterschiedliche Regenten sorgten für verschiedene Stilrichtungen, die das aktuelle Bild der Anlage entscheidend prägten. Die Prager Burg wurde 1918 zum Sitz des Präsidenten der Tschechischen Republik.
Haupteingang des Hradschin, der Prag Burg; sie war 1723 Uraufführungsort der Fux-Oper © AFP / MICHAL CIZEK
10.02.2018
Böhmen galt einst als "Konservatorium Europas", und auch heute kommen von Moldau und Oberelbe immer wieder interessante interpretatorische Anstöße – in diesem Falle die Wiederentdeckung einer Oper des sonst eher als Theoretiker bekannten Johann Joseph Fux.
Dabei ist es kein Zufall, dass gerade dieses Werk des Wiener Hofkapellmeisters – sein übersetzter Titel wäre "Beständigkeit und Stärke" – für die Prager Aufführung ausgewählt wurde; war es doch in seinem Entstehungsjahr 1723 die Krönungsoper zur Inthronisation Karls VI. auf dem Hradschin, der Prager Burg. Fux, damals schon 63 Jahre alt, lebte noch bis 1741; doch im Bewusstsein späterer Zeiten überlebte er weder mit dieser noch einer seiner 17 weiteren Opern, sondern mit seinem "Gradus ad parnassum", einer umfangreichen Kompositionsschule, die besonders mit ihrem kontrapunktischen Lehrteil viele Jahre verbindlich blieb und zum Beispiel noch von den Wiener Klassikern und dann noch weiter bis ins 19. Jahrhundert genutzt wurde.
Nun stehen ja führende Theoretiker oft im Ruf, auch als praktizierende Künstler quasi "Papierkomponisten" ohne Originalität und Schwung zu sein. Andererseits bekam nicht jeder Beliebige die Wiener Kapellmeisterstelle und derartig repräsentative Aufträge wie Fux in diesem Falle – mit einem Stoff, der während der heroischen Anfängen des Römischen Reiches spielt. Wo sich aber in der Originalpartitur tatsächlich Längen zeigen – man nahm sich ja damals, und vor allem bei solch höfischen Festen, ziemlich viel Zeit – haben Dirigent Marek Stryncl und seine Mitstreiter durch diskrete Kürzungen vorgebaut; eine interessante Hörbegegnung steht in jedem Falle an.


Tschechischer Rundfunk, Prag
Aufzeichnung vom 21.11.2017


Johann Joseph Fux
"Costanza et Fortezza", Oper in drei Akten (Ausschnitte)
Libretto: Pietro Pariati


Martin Ptácek, Tenor - Lars Porsenna
Michaela Šrumová, Sopran - Tarquinio
David Nykl, Bass - Publio Valerio
Markéta Cukrová, Mezzosopran - Vaperia
Alice Martini, Sopran - Erminio
Stanislava Jirku, Mezzosopran - Clelia
Roman Hoza, Bariton - Orazio
Sylva Cmugrová, Mezzosopran - Muzio


Collegium Floreum
Musica Florea
Leitung: Marek Stryncl