Wie sicher ist das Kanzlerinnenfon?

Von Falk Steiner · 24.10.2013
Ganz besonders sicher sollte es eigentlich sein: das Kanzlerinnen-Smartphone. Doch nun soll auch das Diensthandy von Angela Merkel von der NSA abgehört worden sein.
Der Hersteller des Telefons ist die Düsseldorfer Firma Secusmart. Sicher soll das Telefon dadurch sein, dass auf dem Gerät besonders verschlüsselte und vom normalen Telefonbetrieb abgeschottete Software ausgeführt wird – ein virtueller Geheimschutzraum auf dem Mobiltelefon. Hierfür ist ein kleiner Chip zuständig, der in das Telefon eingesetzt wird. Ohne diesen funktioniert das Telefon nicht als abhörsicheres Telefon.

Erst vor wenigen Monaten präsentierte SecuSmart die neueste Version des Kanzlerinnenfons. Der Geschäftsführer der Firma, Hans-Christoph Quelle, erklärte Anfang Oktober gegenüber diesem Programm:

"Im geschützten, dem dienstlichen Bereich, da ist es sicher."

Elf der 13 Bundesministerien haben das neue Kanzlerinnenfon in den vergangenen Monaten bestellt, über 1200 Stück. Ob auch die neueste Version von der NSA abgehört werden kann, ist offen. Klar ist hingegen: Das eigentliche Telefon kommt vom Hersteller Blackberry aus Kanada, einem der fünf Staaten, die zum internationalen Spähverbund "Five Eyes" gezählt werden. Das Telefon und seine Software sind grundsätzlich von der zuständigen Stelle in Deutschland für zulässig erklärt worden, wie Kanzlerinnenfon-Produzent Quelle erläutert:

"Blackberry hat allen Code, der notwendig ist, um zu zeigen, dass der dienstliche Bereich sicher ist, dem BSI offengelegt."

Die Bonner IT-Sicherheitsexperten gelten als fähige Spezialisten. Doch ob sie wirklich alle Teile, also Bauteile der Telefone und die Software der sogenannten sicheren Smartphones eingehend prüfen konnten, wird von anderen Spezialisten bezweifelt.

Doch zugelassen ist auch das neueste Kanzlerinnenfon nur für die niedrigste Geheimhaltungsstufe der deutschen Geheimschutzordnung: höchstens für Telefonate, E-Mails und Dokumente der Stufe "Nur für den Dienstgebrauch" darf es verwendet werden. Wirklich geheime Dinge dürfen darüber nicht kommuniziert werden.

Ob allerdings die Kanzlerin selbst sich an die Geheimschutzordnung hält oder ob sie doch Staatsgeheimnisse über das Telefon verbreitete, ist unbekannt.

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