Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Von Wolf-Sören Treusch · 14.09.2009
Sie sei das größte Wahlgeschenk aller Zeiten, titelte eine Tageszeitung vor kurzem: die Abwrackprämie. Wirtschaftlich und ökologisch sinnlos, dafür aber bestens geeignet, in den Zeiten tiefster Rezession das Wahlvolk gnädig zu stimmen. Die Vermutung liegt nahe: Würde am 27. September nicht gewählt werden, hätte es die Abwrackprämie nie gegeben.
Schon die alten Römer waren an Wahlgeschenke gewöhnt, nicht wenige von ihnen lebten davon. So viel hat sich in den vergangenen 2000 Jahren daran nicht geändert. Wer in Lateinamerika gewählt werden will, der lässt seine Wahlkampfhelfer in den ärmsten Regionen Schulbücher oder Nahrungsmittel verteilen.

Das Verhältnis des deutschen Wählers zum Wahlgeschenk ist komplizierter geworden: Er nimmt es gern entgegen, verurteilt es aber. Der Wähler erwartet die Wohltaten der Politik, er geißelt aber den Wohltäter.

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Links:
Hans-Ulrich Jörges über Verschuldung und Wahlkampf
Deutsche Welle über Wahlgeschenke
Geschichte der Wahlgeschenke

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