"Wenn's anfängt, kulturlos zu werden, sind wir in der Barbarei!"

01.01.2013
Katharina Thalbach hat das Theater im Blut: Schon vor der Einschulung stand sie zum ersten Mal auf der Bühne. Helene Weigel kümmerte sich in den späten 60er Jahren persönlich um ihre Ausbildung.
Zehn Jahre lang feierte sie Erfolge am Berliner Ensemble und an der Berliner Volksbühne, bis sie aus Protest gegen Wolf Biermanns Ausbürgerung zusammen mit ihrem Partner Thomas Brasch in den Westen übersiedelte. In der Bundesrepublik machte sie Filmkarriere: Sie war Maria Matzerath in der Blechtrommel, die legendäre Solidarnosc-Gewerkschafterin Agnieszka, sie spielte den Hauptmann von Köpenick und Friedrich II. Daneben hat Katharina Thalbach Mozart-Opern inszeniert und natürlich Brecht.

In einer ihrer letzten Regiearbeiten "Der Raub der Sabinerinnen" steht sie bis Silvester 2012 gemeinsam mit ihrer Tochter in der Komödie am Ku'damm in Berlin auf der Bühne.

Unsere Frage nach der Bedeutung von Kultur und wie welches kulturelle Ereignis ihr Leben geprägt hat, beantwortet sie in ihrer Theater-Garderobe:

"Ich glaub, das Leben wär' einfach nicht lebenswert ohne Kultur.

Kultur kann man ja auch im weitesten Sinne betrachten, also ob das jetzt Bilder sind, ob das Literatur ist, ob das Filme sind, ob das ein Umgang miteinander ist, ein kulturvoller, ob das ein Umgang mit Sterben ist, ein Umgang mit Leben generell ist.

Wenn´s anfängt, kulturlos zu werden, dann find' ich, dann sind wir irgendwann in der Barbarei. Und deswegen finde ich es auch immer sehr erschreckend, wenn man ausgerechnet daran spart.

Also Kultur, das ist Leben!

Mein erstes Buch, was ich fand. Da war ich, glaube ich, neun oder zehn Jahre alt, das hat, glaube ich schon, ziemlich mein Leben verändert.

Das hieß: "Die Magd der Pharaonen". Und es war ein Kinderbuch, also ein Jugendbuch, was über die Königin Hatschepsut, also die erste weibliche Pharaonin in Ägypten aus der 18. Dynastie, war.

Und dieses Buch hat mich wirklich in die Museen verführt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das hat, glaub ich, schon ziemlich entscheidend mein Leben verändert, weil ich dadurch anfing, mich wirklich sehr sehr stark für vergangene Kulturen zu interessieren, was mir, glaube ich, sehr geholfen hat, die Gegenwart zu begreifen."

Die Fragen stellte Gerd Brendel

Die Serie im Überblick:

"Wozu brauchen Sie Kultur?" - Prominente sagen, was sie an der Kultur schätzen
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